berliner szenen Kalte Bewunderung

Zum Z-ler werden

„Beginn: sieben Uhr“, hieß es in der Mail, die man als Komparse für den neuen Dani-Levy-Film bekam. Der Grund, überhaupt dahin zu wollen, ist der Hauptdarsteller: Helge Schneider als Adolf Hitler. „Du bist Z“, begrüßt mich kurz nach sieben eine freundliche Assistentin im Statistenzelt am Berliner Dom und verweist mich in die hinterste Ecke. Z bedeutet, dass man eigentlich nicht als Publikum bei Hitler-Reden im Jahr 1945 in Frage kommt, weil man als junger Mann als Landser an der Front gewesen wäre. Sei’s drum, für Helge macht man es auch gerne als Statist letzte Reihe – auch wenn es bitterkalt und viel zu früh ist. Es gibt Frühstück. Zusammen mit anderen Z-lern warte ich auf den ersten Dreh.

Um neun Uhr geht es los. Aufstellen und Jubeln beim Einmarsch von Helge Hitler. Als Z-Statisten werden wir weit weg von der Kamera postiert. „Ruft ruhig auch ‚Sieg Heil!‘, das freut die Tontechniker“, erklärt der Szenenanweiser und verteilt Hakenkreuzfähnchen. Dann kommt er im dicken Van vorgefahren. Durch das Fenster kann man einen kurzen Blick auf ihn erhaschen. Wir stehen und frieren. Helge, befiehl – wir folgen!

Drei Mal wird er in einem todschicken Mercedes-Oldtimercabrio vorbeifahren. Wir jubeln und schwenken. Es wird immer kälter. Um elf Uhr ist Schluss mit der Szene. Die nächsten Aufnahmen zur Ansprache von Führer Helge vorm Alten Museum dauern bis 18 Uhr. Helge steht entrückt in weißer Galauniform auf einer hakenkreuzgeschmückten Bühne – wir davor, im Freien, bei Minusgraden. Als Z-Statisten verschmelzen wir mit dem Hintergrund. Während der Drehpausen verschwindet der Star – wir bleiben stehen. Am Ende gibt es ein T-Shirt und eine Kinokarte als Dank. TORBEN IBS