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: Rosa Aussichten

Warum hinter deutschen Niederlagenserien eine Strategie steckt und die WM schonwerden wird

Ach und Weh-M: Der Trainer schwänzt die Fortbildung, der Beckenbauerfranz fordert für ihn die Stallpflicht, der Blattersepp mosert und der neue Wettskandal kocht hoch, kaum dass die falsche Expfeife Robby Hoyzer falsch verurteilt ist. Und dann erst die Causa Calmund um diesen seriositätsimmunen WM-Botschafter, dem niemand mehr ein gebrauchtes Kotelett abkaufen würde.

Dazu diese Niederlagenserie, zuletzt sogar ohne italienische Beteiligung (Bukarest). Man wundert sich, warum Tim Wiese, jung und wild, nicht längst zu Klinsis Bande gehört. Die halbe Welt lacht über uns Schlappis; in Italien drucken sie seit Wieses Groteske ihre Gazzetta dello Sport täglich ganz in Rosa. Aber keiner erkennt den abgefeimten Plan: Das Ausland wird mit Kalkül besoffen verloren.

Strategische Niederlagen haben Tradition, man blicke nur in die Geschichtsbücher: 1954 – Deutschland ließ mit einer Reserveelf in der Vorrunde Ungarn beim 3:8 gewähren. 1974 – die späteren Champions lassen sich anfangs von den Drübendeutschländern vorführen. 1990 – Täuschung schon in der Qualifikation: Drei hauchdünne Remis, erst in letzter Minute schafft Häßler gegen Wales die Teilnahme. 2006 – Spiele müssen noch längerfristiger hergeschenkt werden. Die meisten haben ihren WM-Platz sicher. Werbespots sind abgedreht, Kauftrikots beflockt, Fifa-Sponsor Coca-Cola weiß schon, welche 16 deutschen Spielernasen er auf seine Brausedosen druckt.

Gut so, da kann man Kräfte sparen: Huth, Asamoah, Metzelder schonen sich sogar auf der Bank. Nur Haudegen Wörns hat das Prinzip nicht verstanden: Gut spielen zur falschen Zeit ist ein echtes Gegenargument! Und eine Fußball-WM wird länger denn je: wochenlang Vorbereitung und Stress, Medientermine, geplante zwei Zusatztests, Training auf Training und dann auch noch mehrere Spiele gegen internationale Gegner.

Doch es wird schon besser. Auffällig: Gerade Borowski, Owomoyela und Frings waren stark in Turin. Ein Schweinsteiger gehörte zu den weniger schlechten Bayern in Mailand, Lehmann stoppte Real fast allein, Mertesacker zeigt gutes Zweikampfverhalten zumindest im Vertragsverhandeln. Kuranyi trifft wieder, und auch Stolperer Podolski, der sogar an zwei Wochenenden hintereinander. Der Beginn einer wunderbaren Serie?

Fans, ihr werdet sehen: Der Huth ist gut, aus Zucker sein Pass. Kahn forciert den Wahn. Der Klose wird der Lüfte Rose, keine Schranke hält Hanke, Ballack ist auf Zack. Die Flaute der Raute geht vorbei, und Form ist bald wieder Norm. Alles langfristig geplant. Und dann wird nach Beckenbauer (Österreich, seinerzeit 1990) wieder einer mit Auslandswohnsitz Fußball-Weltmeister.

BERND MÜLLENDER