Grüne beweist: Privatpatienten bevorzugt

ARZTTERMINE Kassenpatienten müssen in Niedersachsen deutich länger warten als Privatversicherte

Hautärzte und Neurologen ließen Kassenpatienten am längsten warten

In Niedersachsen warten Kassenpatienten länger auf einen Termin beim Facharzt als Privatversicherte. Das hat eine Untersuchung im Auftrag der Göttinger Grünen-Bundestagsabgeordneten Viola von Cramon ergeben, die dem NDR vorliegt. Demnach erhielten gesetzlich Versicherte durschnittlich 24 Tage später einen Termin als Privatpatienten. In jeder dritten Praxis war der Versichertenstatus jedoch unerheblich.

Die Autoren der Studie haben im Juli in 340 Facharztpraxen in Niedersachsen wegen eines Termins angerufen. Dabei gaben sie an, entweder privat oder gesetzlich versichert zu sein.

Besonders regional ergaben sich Differenzen: In Lüneburg mussten Kassenpatienten mit 41 Tage am längsten auf einen Termin warten. In Oldenburg, Vechta und Osterode war die Wartezeit mit 15 Tagen eher gering. Auch zwischen den Fachrichtungen ergaben sich Unterschiede: Hautärzte und Neurologen ließen gesetzlich Versicherte mit 48 und 43 Tagen besonders lange warten. Bei HNO-Praxen und Kardiologen betrug die Differenz dagegen nur fünf beziehungsweise zwölf Tage.

Von Cramon sagte zu den Studienergebnissen: „Wenn Ärzte für einen Privatpatienten mehr als das Doppelte an Honorar bekommen, gibt es einen systematischen Anreiz, diese auch zu bevorzugen.“ Sie fordert „eine gleiche Vergütung für eine gleiche Leistung“.

Mark Barjenbruch, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, gibt zwar zu, dass Privatpatienten schneller Termine zugewiesen bekommen, bei Notfällen treffe das aber nicht zu. Dirk Lullies, Sprecher des Verbandes für Private Krankenkassen, wettert: „Die Grünen wollen unser gutes, stabiles Gesundheitssystem ohne Not einer Radikaloperation unterziehen, und ihre einzige Begründung sind Unterschiede bei Wartezeiten.“ MIRIAM KERN