Vogelgrippevirus wohl von Mensch zu Mensch übertragen

GESUNDHEIT Chinesische Forscher haben nach eigenen Angaben ersten Fall nachgewiesen

BERLIN taz/afp | Das gefährliche Vogelgrippe-Virus H7N9 kann offenbar doch von Mensch zu Mensch übertragen werden. Chinesische Wissenschaftler haben nun bekannt gegeben, dass sie zum ersten Mal eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung nachgewiesen hätten. Die Entwicklung sei „besorgniserregend“ und müsse genau verfolgt werden, schrieben die Forscher in der Onlinefachzeitschrift bmj.com. Wissenschaftler befürchten, dass das Virus weiter mutiert und sich dann schneller ausbreitet als bisher.

Die Forscher untersuchten die Vogelgrippe-Variante H7N9, die in diesem Frühjahr erstmals in China identifiziert wurde. Bisher infizierten sich 132 Menschen, alle in der Volksrepublik. Im nun beschriebenen Fall geht es um einen 60 Jahre alten Mann, der sich mit dem Virus angesteckt hatte. Seine Tochter, die ihn gepflegt hatte, infizierte sich ebenfalls – da sie aber selbst keinen Kontakt zu Vögeln gehabt habe, halten die Forscher die direkte Übertragung von Vater zu Tochter für sehr wahrscheinlich. Zudem habe es sich um einen fast identischen Stamm des Virus gehandelt. Beide starben an den Folgen der Erkrankung.

Auch die seit 1997 bekannte Variante H5N1 sei vermutlich vereinzelt von Mensch zu Mensch übertragen worden, sagt Peter Horby, Direktor der Klinischen Forschungsabteilung der Universität Oxford, der taz. Allerdings wurden diese Zusammenhänge damals nicht wissenschaftlich beschrieben. Die Sorge, dass sich das Virus weiter ausbreiten könnte, bestätigte sich bisher nicht.

„Die Erreger scheinen sich nicht an den Menschen anpassen zu können“, vermutet Horby. Deshalb sei die Ansteckungsgefahr von Mensch zu Mensch immer noch gering. Aber natürlich wisse man nicht, wie sich die Viren weiter entwickeln werden.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärt, das Risiko sei „genauso wie vorher“. Zudem sei der Fall bereits im März aufgetreten und habe nicht zu einer größeren Anzahl von Infektionen geführt.

Das bundeseigene Robert-Koch-Institut (RKI) warnt dennoch davor, das Vogelgrippe-Virus zu unterschätzen. Denn immerhin handelt sich um eine schwere Erkrankung, die oft tödlich endet. „Das Virus muss weiter untersucht werden“, sagt eine RKI-Sprecherin. GILDA SAHEBI