Die praktische Feministin

Für Josefine Souris ist die Trennung zwischen Theorie und Praxis eine falsche. Besonders dann, wenn es darum geht, Geschlechterverhältnisse zu reflektieren und „bestenfalls zu verändern“. Eine allgemeine Unzufriedenheit, allgegenwärtiger Sexismus und die Neugier auf Jugendbildungsarbeit treibe sie an, feministische Theorie aus der Uni praktisch zu vermitteln, sagt sie.

Souris ist 25 und studiert Kulturwissenschaften in Oldenburg. Zu ihrer Person will sie wenig sagen, über ihre Arbeit im AK Gender der DGB-Jugend aber umso mehr. Hier betreut sie Gruppen, meist bestehend aus Schulklassen der siebten bis neunten Jahrgangsstufe.

„Das Projekt soll sich nach den Interessen der Teilnehmenden richten, Partizipation ist wichtig“, sagt sie. Dabei gibt es einen Themenpool: Reflexion der eigenen Geschlechterrolle, Liebe, Sexualität, Selbstbehauptung, Gruppendynamiken, Gleichberechtigung in Schule, Beruf und Familie, Alltagssexismus und so weiter. Dabei wendet sie allerlei Methoden an: etwa Diskussionen, Körperübungen, Standbilder, theoretische Inputs und Rollenspiele.

Eins davon heißt „Zwischenräume“ und sei sehr beliebt, so Souris. Ein Koordinatensystem wird aufgeklebt. Auf den Enden der x-Achse finden sich die Kategorien männlich/weiblich und auf denen der y-Achse hetero- und homosexuell. Die SchülerInnen sollen nun circa 30 Bilder von Personen ins System einordnen. „Wir achten in der Auswahl der Bilder darauf, dass Brüche sichtbar werden, es nicht nur ein Schwarz und Weiß gibt“, sagt Souris. Hieran erkenne man spielerisch, wie konstruiert das alles ist.

Eins sagt sie dann doch über sich. Auf die Frage, was ihr Wunsch für die Zukunft ist, zitiert sie Lena Stöhrfaktor: „Jeder Bezirk ist out, also keine Attraktion für Yuppies, keine Türsteher und Clubs, also schmeißt auch keiner Fuffies. In den Gullies feiern Ratten Hip-Hop-Partys, Frauen sehen normal aus und ziehen sich nicht an wie Barbies.“

CARSTEN BISPING