… DER FREILAUFENDE NERZ?
: Ins Visier geraten

Wenn in nächster Zeit im Landkreis Teltow-Fläming die Büchse knallt, kann es sein, dass kein Rehbock und kein Keiler in die Knie geht, sondern ein kleines, marderähnliches Tier zerrissen wird. Genau genommen gehört der Amerikanische Nerz auch zur Familie der Marder – nur heimisch ist er nicht in Brandenburg. Deshalb hat die Untere Jagdbehörde des Kreises die Pelztiere jetzt zum Abschuss freigegeben.

Vielleicht stellen die rund 900 Teltow-Fläminger Jäger auch Fallen auf. Übermäßig scheu sind Nerze nicht, und enge Behältnisse sind ihnen leider nur zu vertraut. Zur Erinnerung: In der Nacht zum 16. März brachen Unbekannte eine Pelzfarm in Frankenförde bei Luckenwalde auf, 4.000 Tiere suchten das Weite und verteilten sich in Feld und Flur. In den Tagen darauf wurden rund zweieinhalbtausend Nerze von Angestellten des Züchters Alfons Grosser eingefangen oder – von Autos überfahren – tot eingesammelt.

Die mutmaßliche Befreiungsaktion von Tierrechtlern bedeutete also für die meisten Nerze nur zusätzlichen Stress vor ihrem sicheren Tod – und für die Fläming-Fauna eine ernste Bedrohung, wie der Naturschutzbund Nabu befand. Auch wenn er die Art, wie die Nerze gehalten werden, ebenfalls „katastrophal“ nennt.

Jetzt jubilieren also die Jäger. Wer nicht gleich die Flinte ins Korn wirft, kann die Gattin vielleicht bald mit einer samtweichen Stola überraschen oder sogar – Weidmannsheil! – einem flauschigen Mantel. Schön ist das nicht.

Nur „Sina“ ist fein raus: Das Nerzweibchen hat in den vergangenen Tagen 40 Kilometer zurückgelegt, bis in den kleinen Ort Wölmsdorf, wo es von einem Tierfreund aufgenommen wurde. Der gibt Sina jetzt Katzenfutter aus der Dose und will ihr sogar einen Teich anlegen. Vielleicht gereicht das ja den Tierrechtlern zur Freude: Eine kam durch. CLP Foto: Archiv