Aus dem Amt gefegt

Die geplante Bewirtschaftung von Hamburgs Schulen durch die „GWG Gewerbe“ lässt Fragen offen. Hausmeister fürchten die neuen Verträge

„Hausmeister sind als Ansprechpartner an den Schulen unersetzlich“„Die wissen nicht, was es bedeutet, die Hütte am laufen zu halten“

von MATHIAS BECKER

Seinen richtigen Namen will Karl-Heinz Köster (Name geändert) nicht in der Zeitung lesen. Der Schulhausmeister aus Harburg ist vorsichtig geworden. Der Grund: Köster ist einer von 30 Hausmeistern im Bezirk, die bald nicht mehr bei der Behörde für Bildung und Sport angestellt sein sollen, sondern bei der „GWG-Gewerbe“, einer Tochter der städtischen Saga/GWG. „Was das für unsere Jobs bedeutet“, sagt er, „ist völlig unklar.“

Grund für den Chefwechel ist der Plan der Behörde, Hamburgs Schulen auf Vordermann zu bringen. „Kaputte Klos, vergammelte Ecken – viele Schulen in der Stadt sind in einem schwierigen Zustand“, erklärt GWG-Sprecher Mario Spitzmüller. In die 30 Schulen, deren Bewirtschaftung seine Firma für die nächsten 25 Jahre übernehmen will, sollen allein in den ersten fünf Jahren 100 Millionen Euro gesteckt werden. „So viel haben wir im Jahr für ganz Hamburg zur Verfügung“, sagt Behördensprecher Alexander Luckow. Was das Mammut-Projekt die BBS kosten soll, wird noch verhandelt. Ebenfalls Teil der Gespräche ist, was in den neuen Verträgen über die Arbeit von Köster und seinen Kollegen steht.

„Die Hausmeister bleiben an den Schulen“, verspricht Spitzmüller. Gespart werde, indem das „Klein-Klein“ bei Renovierungen aufhöre. Bisher können Hausmeister bei Bedarf selbständig Fremdfirmen rufen. Die GWG werde das Gleiche machen, so Spitzmüller, nur effizienter. Spekulationen, wonach Hausmeister zukünftig an mehreren Schulen gleichzeitig zum Einsatz kämen, wies er gegenüber der taz zurück: „Das ist alles Quatsch.“ Die Hausmeister seien als Ansprechpartner an den Schulen unersetzlich.

„Warum hat man uns dann bei der Planung nicht zu Rate gezogen?“, fragt Köster, der – so wie seine Kollegen – auf einer Versammlung der GWG von den zu erwartenden Schritten erfuhr. Auch auf dem Termin: ein Kollege aus dem Kreis Offenbach, wo Schulhausmeister schon länger bei einer Privatfirma angestellt sind. „Der meinte, alles wäre ganz toll“, erzählt Köster. Laut Arbeitsvertrag der „GBM Gebäudemanagement“ haben seine Kollegen in Südhessen aber nur „28 Stunden im Monat für schulische Veranstaltungen“ zur Verfügung. Und die müssen auch noch ein halbes Jahr im voraus geplant werden.

„Ich kann ja schon den nächsten Tag kaum planen“, sagt Köster: „Da schmiert dem Informatikkurs hier ein Rechner ab und da braucht die Theater-AG neue Glühbirnen.“ Tropfende Wasserhähne, blutende Nasen, umgeknickte Füße, streikende Overhead-Projektoren und Pennäler, deren Betragen auf dem Schulhof nach disziplinarischen Maßnahmen ruft, schieben sich laufend als spontane Posten in seinen Terminkalender. Zwischen schulischen Veranstaltungen und haustechnischen Aufgaben könne man in vielen Fällen gar nicht trennen, sagt er. Und fragt sich, ob die GWG – ein Profi im Gebäudemanagement – hier die richtigen Prioritäten setzen könne. Der Hausmeister warnt: „Die wissen gar nicht, was es bedeutet, die Hütte hier am laufen zu halten.“

Das Offenbacher Modell könne man so nicht auf Hamburg übertragen, entgegnet Spitzmüller, weil die GWG-Gewerbe zwar privat, aber in städtischer Hand sei. Was man sich indes von dem Auftritt des Offenbacher Schulhausmeisters versprach, wird nicht deutlich. „Der war gekauft“, vermutet Köster. Er erwartet von den Verhandlungen zwischen BBS und GWG das Schlimmste für seinen Berufsstand.

„Da gibt es eine Menge Klärungsbedarf“, sagt auch Sabine Boeddinghaus (SPD) vom Schulausschuss. Sie sieht es als dringend notwendig an, „den Status der Schulhausmeister langfristig zu erhalten“. Ein Einsatz in anderen Gebäuden dürfe nicht stattfinden. „Das ist in großem Umfang auch nicht geplant“, erklärt GWG-SprecherSpitzmüller. Allerdings: Auch jetzt helfe ein Hausmeister schon mal eine Stunde an einer anderen Schule aus. Zu den Koppelverträgen, die bislang auch deren Ehefrauen einschließen, hat seine Firma sich noch nicht geäußert.

Köster versteht das als stummen Wink: Gespart werde zukünftig beim Personal. „Dass das auf den Schulalltag zurückwirkt, interessiert die gar nicht.“