unverbremt: Fahrende Intensivstation
: Der Charme der Neuen

Sie wirkt kühl und überdimensioniert. Farblich in weißgrau gehalten vermittelt sie den Charme einer Intensivstation: die neue Bahn auf der Linie 6.

Positiv: Die Gänge sind breiter als gewohnt. Überhaupt gibt es mehr Freiraum. Militante Kinderwagenschieberinnen müssen also niemandem mehr über die Füße fahren oder sich unter lautem Gezeter den Weg zum Ausgang bahnen.

Einen Schreckmoment gibt es beim Losfahren der Bahn. Nicht nur das die Türen zuschlagen, als wöllten sie in letzter Sekunde aufspringende Fahrgäste zerquetschen. Die Fahrt wird begleitet von einem ständigen leisen Pfeifen. Das ist kein plötzliches Tinitusleiden, sondern das neue Fahrgeräusch, das das bekannte Quietschen und Rumpeln ersetzt.

Die Sitze scheinen schmaler zu sein. So hat man das Gefühl, unglaublich zugenommen zu haben. Ist das der BSAG-Beitrag gegen die Verfettung des Volkes?

Achja, die Querverbindungen der Haltestangen sind jetzt niedriger angebracht. Die Füße haben jetzt also noch Bodenkontakt, wenn man sich dort festhält. Und sollte den Passagieren wegen rasanter Fahrweise des Steuerpersonals schlecht werden, kann an den silbernen Stangen vielleicht ein Tropf angehängt werden.

Jeanette Simon