Schläge auf dem S-Bahn-Steig

GEWALT 55-Jähriger soll in Frohnau rassistisch beleidigt und zusammengeschlagen worden sein

Nach einem Besuch bei Freunden wollte das Ehepaar eigentlich nur nach Hause nach Schöneberg. Doch der Abend endete für Alisan Genc und seine Frau im Krankenhaus – der 55-Jährige wurde am S-Bahnhof Waidmannslust in Frohnau zusammengeschlagen. Zudem wurde er nach seiner Schilderung rassistisch beleidigt. Zwei Sicherheitsleute der S-Bahn hätten dabei nur zugesehen, sagt er.

Über den Verein Aufbruch Neukölln, in dessen türkischer Vätergruppe sich Genc engagiert, machte er den Vorfall öffentlich. Darüber, was passiert ist, gibt es allerdings unterschiedliche Angaben.

Genc berichtet es so: Seine Frau und er warteten gegen halb zwei Uhr früh am Bahnsteig, als er beobachtete, wie zwei junge Männer einen anderen zusammenschlugen. Er ging dazwischen und wurde seinerseits angegriffen. Es kam zu einer Schlägerei. Genc schrie, sie sollten aufhören, und biss einem der beiden in den Rücken. Zwei Sicherheitsleute der S-Bahn kamen und forderten ihn auf, die Männer nicht anzuschreien. Die Sicherheitsleute ließen die Angreifer laufen. Als Genc den S-Bahn-Bediensteten sagte, er wolle sie wegen unterlassener Hilfeleistung anzeigen, entgegnete einer, sie seien „namenlos“. Dann riefen die beiden Angreifer: „Wir werden unser Vaterland gegen Ausländer und Juden verteidigen“ – und schlugen wieder zu. Genc nahm eine Bierflasche in die Hand, um die Männer auf Abstand zu halten. Die S-Bahn-Mitarbeiter forderten ihn auf, die Flasche fallen zu lassen, und schauten zu. Dann, so Genc, kamen zwei Zivilpolizisten mit gezogenen Pistolen, bevor uniformierte Polizisten die Personalien der Beteiligten aufnahmen.

Laut Pressemitteilung der Bundespolizei begann die Schlägerei damit, dass Gencs Frau von zwei 19 beziehungsweise 25 Jahre alten Männern angepöbelt wurde und daraufhin einem der beiden ins Gesicht schlug. „Das ist Blödsinn“, sagt Genc. Seine Frau habe nicht zugeschlagen. Die anfänglichen Pöbeleien der Männer hätten auch nichts mit der Schlägerei zu tun. Seine Frau habe ihm erst einen Tag später erzählt, dass sie als „blöde Schlampe“ bezeichnet worden sei.

Inzwischen hat die Bundespolizei den Fall an den Staatsschutz übergeben. Wie eine Polizeisprecherin der taz sagte, würden die Vorwürfe geprüft. Darüber hinaus wollte sie nichts sagen. Ein Sprecher der S-Bahn Berlin wollte sich zu den Vorwürfen am Montag nicht äußern. Man wolle zunächst die Ermittlungen abwarten. SEBASTIAN ERB