Zigeuner“ sollen vom Etikett

SPRACHKRITIK Eine Organisation von Sinti und Roma möchte, dass Saucen umbenannt werden

Die Saucen-Hersteller verweisen auf eine mehr als 100-jährige Tradition

Ein Verein von Sinti und Roma in Hannover hat die Hersteller von „Zigeunersaucen“ aufgefordert, diese umzubenennen. Die Anwältin des Vereins hat alternativ „Pikante Sauce“ oder „Paprika-Sauce“ vorgeschlagen. Die Hersteller verweisen auf die mehr als 100-jährige Tradition der Saucen, wollen den Einwand aber nach eigenen Aussagen nicht leichtfertig vom Tisch wischen. Unklar sei, ob es sich um den Protest einzelner oder um eine breite Unzufriedenheit handelt.

„Ich hoffe, dass die Konzerne ein Einsehen haben“, sagte Regardo Rose, Vorsitzender des Forums für Sinti und Roma, gestern in Hannover. Er fühle sich diskriminiert und beschimpft, wenn von Zigeunern die Rede sei. Zudem habe die „Zigeunersauce“ keine kulinarischen Wurzeln in der Küche der Roma und Sinti, sondern eher in Ungarn, so Rose.

„Ich denke nicht, dass die Hersteller sich des Vorwurfs aussetzen wollen, rassistisch oder diskriminierend zu sein“, sagte Anwältin Kerstin Rauls-Ndiaye, die den Vorstoß begleitet. Es handele sich um ein höfliches, außergerichtliches Schreiben. „Das Wort Zigeuner ist unumstritten diskriminierend“, so Kanzleikollege Dündar Kelloglu.

Der Verband der Hersteller kulinarischer Lebensmittel in Bonn erklärte, nach einem ähnlichen Protest vor einem halben Jahr seien der Zentralrat der Sinti und Roma und weitere Organisationen um eine Einschätzung gebeten worden – leider ohne Antwort. „Für uns war es wichtig herauszufinden, ob das alle so sehen oder nur ein Einzelner“, sagte Verbandsgeschäftsführer Markus Weck.

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma rief gestern zu einem reflektierten Sprachgebrauch auf. Bei Begriffen wie Zigeunersauce oder -schnitzel sei es unsinnig, den Begriff „Zigeuner“ durch „Sinti und Roma“ zu ersetzen. Dies nämlich ziehe das eigentliche Anliegen der Sinti und Roma ins Lächerliche.  (dpa)