Schlossfassade, Spenden, Ehrlichkeit

Auf dem Berliner Schlossplatz wird es nicht ganz so barock zugehen wie geplant. Das lässt sich aus einer Antwort des Bauministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag schließen. Diese hatte sich Sorgen um den Baufortgang des umstrittenen „Humboldt-Forums“ in der Kubatur des ehemaligen Hohenzollernschlosses gemacht. Und wollte vom Bund wissen, was geschehe, falls die eingeplanten 80 Millionen Euro an Spendengeldern für die Rekonstruktion dreier Fassaden nach historischem Vorbild ausblieben.

Die Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann (CDU), war deutlich: „Eine gewisse zeitliche Entkoppelung zur Wiederrichtung der historischen Fassaden gegenüber dem übrigen Baukörper ist machbar.“ Das Humboldt-Forum könne man wie geplant realisieren – auch ohne Barockfassade. Soll heißen: Das Stadtschloss wird nur dann eine barocke Außenhülle erhalten, wenn genug Spenden fließen. Ansonsten wird der Entwurf des Architekten Franco Stella auch von außen so daherkommen, wie er im Inneren geplant ist: als moderner Zweckbau.

Dass der Bund als Bauherr auf die vom Bundestag beschlossene Barockfassade notfalls verzichten will, ist ein gutes Zeichen – nicht nur für Feinde historisierenden Dekors. Bauminister Peter Ramsauer (CSU), der unlängst erklärte, auch auf eine Schlosskuppel verzichten zu können, scheint Pragmatismus näher zu liegen als Ideologie. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Wolfgang Tiefensee (SPD) scheint es Ramsauers Hauptanliegen zu sein, dass das Humboldt-Forum bis 2017 tatsächlich fertig wird – ob mit oder ohne schinkelsche Sandsteinornamente. Zudem ist der Fassadenverzicht eine deutliche Ansage an den privaten Förderverein, der seit Jahren vollmundig erklärt, 80 Millionen für die Barockfassade einwerben zu wollen, aber erst 20 Millionen zusammenbekam. Das Bauministerium, das die Spenden leichtsinnigerweise als feste Größe in den Baukostenplan eingestellt hat, will nun ausschließen, dass die Steuerzahler die Spendenlücke füllen müssen.

Bleibt zu hoffen, dass das Bauministerium auch die Augen für die Kostenexplosion öffnet, die dem Mammutprojekt Humboldt-Forum bevorsteht: Die 552 Millionen Euro veranschlagter Baukosten beruhen auf einer Kostenschätzung von 2007 – neue gehen von einer Baupreissteigerung von bis zu 50 Prozent aus. Höchste Zeit für Ehrlichkeit, wie sie auch Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) fordert. Eine nackte, aber finanzierbare Beton- oder Ziegelfassade ohne historischen Schnickschnack wäre nicht der schlechteste Anfang. NINA APIN