„51 Fahrerinnen. Fahrerinnen!“

BSAG Linie 9 hat Geburtstag und bejammert ihr Verschwinden. Sie hinterlässt eine numerische Lücke

■ schloss 1913 Findorff erstmals ans Straßenbahnnetz an und wurde 1927 durch den Ausbau der Bürgerparkbahn überflüssig

taz: Liebe Linie 9, Sie haben 100. Geburtstag, aber andererseits gibt es Sie gar nicht mehr. Ist das nicht ein bisschen schade?

Linie 9: Ausgesprochen! Wobei, wenn man jahrelang durch Bremen juckelt, langt das ja auch irgendwann. Ich war immerhin die logistische Klammer zwischen Findorff und dem Steintor!

Aber nur 14 Jahre lang.

Tja. Das Elend ging schon los, als 1914 die ganzen Kerls eingezogen wurden. Stattdessen 332 Schaffnerinnen! Und denn, 1916, kamen auch noch 51 Fahrerinnen. Fahrerinnen!

Die 2 und die 3 und die 10, denen hat das aber nichts geschadet, dass die Frauen den Laden geschmissen haben ...

Ach, hören Sie mir mit 2, 3, 10 auf! Das waren die „englischen Linien“, ganz was Feines. Dabei hießen die man nur so, weil die einem Londoner Konzern gehörten. Hielten sich aber immer für was Besseres.

Bei Ihnen musste man auch ganz schön tief in die Tasche greifen, um mitzufahren. 1923 kostete ein Ticket 130.000.000.000 Mark!

Drei amerikanische Cent wären das selbe wert gewesen. Und als die mich dicht gemacht haben, wurde die 10 bis zum Waller Bahnhof verlängert. Nennen Sie das Gerechtigkeit?

Waller Bahnhof: War das nicht diese leicht abschüssige Kuppelendstelle, wo die Bahn ab und zu den Prellbock umfuhr?

Und denn mussten alle Mann raus und den Wagen wieder eingleisen. Und wenn mal auf der Strecke der Strom nicht so da war, wie das sein sollte, mussten die Fahrgäste sowieso mit anpacken – die waren das insofern gewohnt. Bei mir das war freilich nie nötig ... Interview: HB

Themenfahrt: Sonntag, 14 Uhr, ab Hauptbahnhof Bahnsteig F