Leservorwurf

Leichen geben kein gutes Titelfoto ab

Hallo Berlin, auf der Seite eins eurer Ausgabe vom Freitag habt ihr unter dem Titel „Kairo, 14. August 2013“ das Bild von Leichen getöteter Muslimbrüder in einem provisorischen Krankenhaus abgebildet. Dieses Titelfoto in der taz musste nicht sein, die Nähe der Bild-Zeitung zur taz färbt offenbar ab. Grüße, JÜRGEN ÖHRLEIN, Mainleus Rothwind

taz-Antwort
Wir können den Tod nicht ignorieren

Tod macht traurig und wütend. Daher sind auch die Reaktionen auf Fotos, die Tote zeigen, immer heftig. Details der grausamen Aufnahmen schleichen sich in die Träume. Auch in der sogenannten Bilderflut lassen die Toten keinen gleichgültig. Zudem sind diese Fotos manipulativ einsetzbar. Fotografen, die ihre journalistische Arbeit in Kriegs- und Krisengebieten machen, sind extremen Belastungen ausgesetzt. Sie zeigen unter Lebenseinsatz, was sie wahrnehmen. In der taz werden selten Fotos von Toten gezeigt. Noch seltener wird der Tod auf dem Titel dargestellt. Einer Veröffentlichung geht eine ernsthafte Diskussion zwischen allen Produktionsbeteiligten voraus. Aber manche politische Ereignisse sind eine Zäsur – wie das Massaker in Ägypten am 14. August. Wir können die Besonderheit dieses Ereignisses nicht ignorieren, die unzähligen Dokumente die uns vorliegen, wegschließen. Manche denken, den Tod zu zeigen, sei respektlos. Andere fürchten um die Wirkung der Bilder auf ihre Kinder. Der Tod ist nicht frühstücksgerecht. Manchmal müssen wir eine Zeitung nur für Erwachsene machen. Petra Schrott, taz-Fotoredaktion