Druck auf Ägypten

REAKTION Kanzlerin Merkel will Beziehungen überprüfen. Italien fordert EU-Waffenstopp

BERLIN dpa/rtr/ap | Angesichts der Eskalation der Gewalt in Ägypten will Deutschland seine Beziehungen zu dem Land „auf den Prüfstand stellen“. Das kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einem Telefonat mit dem französischen Präsidenten François Hollande an, wie das Bundespresseamt am Freitag mitteilte. Beide Politiker seien sich einig, dass auch die EU ihre Beziehungen zu Ägypten „einer umfassenden Prüfung unterziehen solle“. Konkrete Maßnahmen wurden nicht genannt. Merkel und Hollande riefen alle Seiten in Ägypten auf, jedes weitere Blutvergießen zu verhindern.

Am Montag wollen die 28 EU-Botschafter in Brüssel über die Lage in Ägypten beraten. Dabei soll eine gemeinsame Position der EU-Staaten mit Blick auf ein „mögliches Vorgehen“ gefunden werden. Italien will der EU vorschlagen, alle Waffenlieferungen an Ägypten zu stoppen. Die Bundesregierung fror 25 Millionen Euro Fördergelder ein.

Noch am Donnerstagabend hatte der UN-Sicherheitsrat über die Lage in Ägypten beraten, ohne aber eine gemeinsame Erklärung abzugeben.

Die USA forderten ihre Bürger zum Verlassen Ägyptens auf. Die Botschaft bleibe aber vorerst geöffnet. Geschlossen wurde hingegen die Botschaft Kanadas. Zuvor hatten Deutschland, Großbritannien, Italien und Spanien die jeweiligen ägyptischen Botschafter einbestellt. Die Türkei und Ägypten riefen gegenseitig ihre Botschafter zurück.

Das deutsche Auswärtige Amt riet am Freitag von Reisen in alle Landesteile Ägyptens ab. Die meisten Reiseveranstalter sagten inzwischen Ägyptenreisen ab.