Störanfällige Verwaltung

DUSEL Die Bayern lassen es gegen Frankfurt ruhig angehen, beinahe zu ruhig. Am Ende werden sie fast mit dem Ausgleich bestraft

FRANKFURT taz | Ganz zum Schluss lag die kleine Sensation kurz in der Luft. Plötzlich sprangen die 51.500 Zuschauer im Frankfurter Stadtwald auf, als Eintracht-Stürmer Srdjan Lakic in der 90. Minute fast frei vor dem Münchner Tor stand. Zuvor verschätzte sich Bayern-Torwart Manuel Neuer und verlor außerhalb des Sechszehnmeterraums den Zweikampf gegen Lakic. Dessen Schuss fand allerdings nicht den Weg ins Münchner Tor: Dante konnte den Ball noch abfangen und so den Ausgleich verhindern.

Das Spiel schien wie erwartet zugunsten der Bayern entschieden, doch in der Nachspielzeit kamen sie erneut in Bedrängnis. Diesmal lief Alex Meier auf Manuel Neuer zu, wurde aber in letzter Sekunde von zwei Münchnern am Abschluss gehindert – und fiel um. Ein brenzlige Szene, doch Schiedsrichter Peter Gagelmann zeigte nicht auf den Elfmeterpunkt. Dann war das Spiel aus, und Josep Guardiola konnte sich endlich entspannen. Kurz vor Abpfiff hüpfte und gestikulierte er noch wie wild an der Seitenlinie herum.

Diese Aufregung hätten seine Spieler ihrem Trainer ersparen können, doch sowohl Arjen Robben als auch Bastian Schweinsteiger verpassten kurz vor Schluss die Entscheidung. Zuvor dominierten die Münchner zwar das Spiel, die fußballerischen Klasse des mutmaßlich besten Teams der Welt blitzte allerdings an diesem Tag selten auf. Die Bayern beschränkten sich darauf, ihre Führung zu verwalten. Bereits in der 13. Minute konnte Mario Mandžukić den Ball nach einer schnellen Kombination per Seitfallzieher in das Frankfurter Tor bugsieren. Ansonsten setzte der Champions-League-Sieger wenige Akzente, wobei Frankfurt den Bayern besonders in der ersten Halbzeit nicht viel abverlangte. Die Eintracht hatte sichtlich großen Respekt und beschränkte ihr Spiel meist auf die Defensive. Dies war nach dem missglückten Auftakt, einem 1:6 in Berlin, nicht verwunderlich. Die Mannschaft war um Wiedergutmachung bemüht. Frankfurt spielte aggressiver und konzentrierter als in Berlin, doch die letzte Leidenschaft fehlte.

Guardiola erklärte die glanzlose Pflichterfüllung seines Teams mit der großen Hitze und der Länderspielpause. Ganz glücklich konnte er mit seiner Mannschaft nicht sein, auch wenn er betonte, „zufrieden mit der Spielkontrolle“ zu sein. Immerhin hatten die Münchner 70 Prozent Ballbesitz, was laut Eintracht-Coach Armin Veh so geplant gewesen sei. „Nicht geplant war aber das frühe Gegentor.“ Außerdem monierte Veh den nicht gegebenen Elfmeter aus der Nachspielzeit sowie eine Szene aus der 42. Minute, als der Unparteiische ein reguläres Tor von Meier nicht anerkannte. Trotz der Überlegenheit hatten die Münchner also auch Glück – und bemühen nun nach der übermächtigen letzten Saison ein fast vergessenes Attribut: den Bayern-Dusel.

„Wir werden nicht die letzte Mannschaft ein, die gegen dieses Team verliert“, tröstete sich Veh nach dem Spiel. Immerhin haben die Münchner auch ohne weitere Siege bereits jetzt einen vereinsinternen Rekord ausgestellt: Sie sind seit 27 Bundesligapartien ungeschlagen. Doch das wird den erfolgshungrigen Münchnern wohl kaum genug sein. TIMO REUTER