Bienchen und Blüten auch mal trennen

Jungs und Mädchen sollten im Sexualkundeunterricht nur mit GeschlechtsgenossInnen unterrichtet werden. Das finden Junge Union und Grüne in seltener Eintracht. Die Gründe allerdings könnten unterschiedlicher nicht sein

Es wird gekichert, manche laufen rot an, aber viel klüger sind Jungs und Mädelchen häufig nicht, wenn es im Unterricht um das Thema der Themen geht: die Liebe – und wie sie bienchen- und blütenmäßig denn eigentlich weitergehen soll.

„Wissenschaftliche Studien zeigen, dass der Aufklärungsuntericht in der Schule gescheitert ist“, sagt Ansgar Focke. Focke ist 24 Jahre als und Chef der Jungen Union im stockkonservativen Oldenburger Land, aber er hat einen Vorschlag, der sogar bei den Grünen auf der anderen Seite des bildungspolitischen Spektrums nicht nur auf Ablehnung stößt: „Wir sollten im Sexualkundeunterricht Module einführen, in denen Mädchen und Jungen getrennt unterichtet werden“, meinte Jung-CDUler Focke.

Tatsächlich können die Schulen in Niedersachsen bereits ab der Grundschule in Biologie, Religion oder dem Fach Werte und Normen das Bienchenthema getrennt behandeln. Aus Gründen des Genierens, aber auch, wenn Eltern religiöse Bedenken haben. Nicht nur in Migrantenhochburgen ist das Thema Sex in der Schule ein heißes Eisen: Im Februar verdonnerte das Landgericht Paderborn sechs strenggläubige Baptistinnen zu saftigen Geldstrafen, weil sie ihre Kinder aus dem Sexualkundeunterricht geholt hatten.

Focke will die geschlechtliche Trennung während der Bienchen-Stunden nun strikt per Lehrplan festlegen. Nach seiner Vorstellung könnten Mädchen Frauenärzte dann ohne männliches Grienen fragen: Wie führe ich einen Tampon ein? Oder Brauche ich die Erlaubnis meiner Mutter, um zum Frauenarzt zu gehen?

Jungs könnten sich ohne Mädels nach Vorstellung der Jungen Union eher trauen, den Lehrkörper nach Akt, Organen oder Kondombenutzung zu fragen. Focke: „In meiner Schulzeit lief das viel zu technisch ab: Was ist Sperma, wie läuft die Befruchtung - aber die Frage nach Verantwortung und Ethik wurde nicht gestellt.“

Genau ab hier geht der Mann von der Jungen Union seinen eigenen Weg: Kerngedanke seines Antrags, der auf dem Parteitag der großen Oldenburger CDU abgesegnet wurde, ist nämlich nicht nur die „Aufklärung“, sondern vor allem das Ziel, „ungewollte Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten zu verhindern“. Erst vor kurzem war der Fall einer 11-jährigen Schwangeren aus Hamburg bekannt geworden.

„Krude“ und „alarmistisch“ findet das grüne Bildungspolitikerin Ina Korter. Ansonsten ist auch sie für getrennte Unterrichtseinheiten in der Sexualkunde, am besten in Absprache mit den Eltern. Korter: „Viele Kinder können so eher ihre Ängste und Nöte äußern“.

Am besten solle aber die Klasse vorher anonym gefragt werden, ob Jungs und Mädels von gleichgeschlechtlichen Erziehern in den Frage aller Fragen unterrichtet werden möchten. Auch im Sport-, Computer-, Physik- oder Chemieunterricht, ja selbst beim Lesen, ist die Grüne für stärkere Trennung von Männlein und Weiblein. Bislang gebe es die Aufhebung der sogenannten Koedukation in diesen Stoffen nur versuchsweise an viel zu wenigen Schulen im Land, findet Korter. Denn: „Ohne Jungs trauen sich die Mädchen eher, auch mal eine Frage zu stellen“.

Kai Schöneberg