Kurzer Prozess in Magdeburg

Leichtathletik-Trainer Thomas Springstein wird wegen Minderjährigendopings zu einer Bewährungsstrafe verurteilt

MAGDEBURG dpa ■ Höchst unterschiedlich haben die führenden deutschen Leichtathletik-Funktionäre das Urteil im Fall Thomas Springstein bewertet. Helmut Digel hat die Bewährungsstrafe gegen den früheren Trainer als „ein wichtiges Signal mit abschreckender Wirkung“ bezeichnet. „Jetzt müsste jeder begriffen haben, dass diese Delikte von Gerichten bestraft werden“, sagte der Vizepräsident des Internationalen Leichtathletik-Verbands (IAAF). „Eine abschreckende Wirkung im Kampf gegen Doping geht von einem solchen Ergebnis nicht aus“, meinte dagegen Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV). Er betrachte „das gewählte Verfahren angesichts der unterbliebenen weiteren Sachaufklärung als seltsam und unbefriedigend“. Zudem kritisierte er, „dass auf die Anhörung der zunächst für erforderlich gehaltenen Zeugen, auch ohne Geständnis, verzichtet wurde“.

Leichtathletik-Trainer Springstein wurde am Montag vom Amtsgericht Magdeburg wegen „Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz in besonders schwerem Fall“ zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt. Der Coach von Staffel-Europameisterin Grit Breuer hatte sich wegen Dopings von Minderjährigen zu verantworten.

„Für die Verbände lohnt sich jetzt die Frage, ob auch wir künftig ordentliche Gerichte anrufen“, sagte Digel, der bereits vergangene Woche die Sportverbände dazu aufgefordert hat, Dopingsünder vor ordentlichen Gerichten zu verklagen. „Wann stellen Sportverbände endlich einmal Schadenersatzansprüche, wenn dopende Sportler das Image einer Sportart nachhaltig schädigen?“, fragte er. „Letztlich sind das Wirtschaftsdelikte.“