Nicht verpassen!
: Mit Mut zum Schmerz

„Noch einmal lieben“, 20.15 Uhr, Sat.1

Auch beim Chaos gibt es solches und solches. Das Chaos, das Andrea vor ihrer Brustkrebsdiagnose ihr Leben nennt, ist bestimmt das buntere, schrillere. Doch es besteht auch aus vielen Kompromissen, wie die junge Frau später feststellen muss. Später, das ist das zweite Chaos, das nach der Operation, bei der ihr die linke Brust abgenommen wird. Erst überfordert das zweite Chaos Andrea. Doch irgendwann geht sie mit überraschender Strenge daran, das Durcheinander zu ordnen. Als sie das erste Mal sagt, der Krebs wäre das Beste, was ihr hätte passieren können, glaubt man ihr es noch nicht. Aber auch das wird sich ändern.

„Noch einmal lieben“ beruht auf den persönlichen Erlebnissen von Drehbuchautorin Andrea Sixt. „Als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich zum Schluss: Das bin ich“, sagt Sixt über die Darstellung ihres Alter Ego Andrea durch Marie Zielcke. „Das bin ich“ – das kann Andrea nach der Operation lang nicht sagen, wenn sie sich nackt im Spiegel betrachtet. Nur langsam akzeptiert sie ihren neuen Körper – und damit auch ihr neues Leben. Kein Kaffee mehr und keine Zigaretten, aber auch kein Buckeln vor dem missgünstigen Chef, das sind die Entscheidungen, die sich Andrea erst nach ihrer Operation zu treffen wagt.

„Noch einmal lieben“ kommt zunächst luftig-verspielt daher, ein Berlin-Film mit hübschen Frauen in hip tapezierten Wohnungen. Doch wie viel Mut zum Schmerz er hat, zeigt sich schnell – als Andreas Freund hilflos aus dem Krankenhaus rennt, ihr Vater sie dort erst gar nicht besuchen will. Nur durch die Unterstützung ihrer Freundinnen und der Mutter findet Andrea langsam Tritt in ihrem neuen Leben. Ein Frauenfilm? Ja, aber ein gelungener. Einer, der sich gemeinsam mit seiner Hauptfigur genau so behutsam wie schmerzhaft in ein neues Leben tastet. HPI