„Wirklich dringliche Themen“

SCHNELLE NUMMERN Im taz Salon lesen heute vier AutorInnen der taz-Wahrheitsseite

■ 54, Autor, Herausgeber und Dozent an der Hamburger Medienakademie. Leseduette mit Harry Rowohlt, Nina Petri, Gerhard Henschel.

taz.nord: Herr Maintz, wo sind denn die drei anderen Autorinnen und Autoren?

Christian Maintz: Sie bereiten sich seit Wochen in einem streng abgeschirmten Trainingslager im Kloster Cismar auf die heutige Lesung vor. Nur ich durfte für zehn Minuten raus.

Welche Themen werden Sie heute behandeln? Bundestagswahl, NSA-Affäre, Ägypten?

Das alles sind flüchtige Tagesthemen. Ich werde mich mit wirklich dringlichen Fragen befassen, etwa der einheimischen Kleintierwelt. Was meine Kollegen lesen werden, wissen sie wohl selbst noch nicht.

Literaten gelten ja als schwierig. Wie ist denn Ihr Verhältnis untereinander?

Es ist durch allerhöchste wechselseitige Bewunderung geprägt. Im Fall von Silke Burmester, Susanne Fischer und mir würde ich sogar von Liebe sprechen.

Dann freuen Sie sich bestimmt darüber, dass Frau Fischer und Herr Henschel demnächst mit wichtigen Literaturpreisen ausgezeichnet werden?

Dazu möchte ich mich nicht äußern. Im Übrigen ist ja bekannt, wie fragwürdig und korrupt es bei solchen Preisen zugeht.

Sie selbst gelten, so hat es Horst Tomayer ausgedrückt, als der „große Endreimer“ unter den neueren Lyrikern. Ist der Reim nicht längst tot?

Ich möchte hier Johann Wolfgang von Goethe zitieren, der einmal im Deutschlandfunk äußerte: „Der Reim muss bleim.“

Äh, war das nicht Robert Gernhardt?

Oder der.

Sie sind mit Abstand der älteste unter den heutigen Vorlesern. Wäre es nicht an der Zeit, Ihren Platz Jüngeren zur Verfügung zu stellen?

Ich muss los. Tschüß.

Na dann, bis heute Abend.

taz Salon: 19.30 Uhr, Kulturhaus 73, Schulterblatt 73.

Die lange Nacht der schnellen Nummern – vier Hamburger AutorInnen der taz-Wahrheitsseite lesen. Silke Burmester ist als Kolumnistin und Tagebuch-Ghostwriterin von Carla Bruni und Martin Walser bekannt. Susanne Fischer ist Autorin und leitet die Arno-Schmidt-Stiftung. Gerhard Henschel schreibt dicke Bücher und sammelt wirre Grafiken. Christian Maintz schreibt Gedichte, die sich hinten reimen