Strombranche bringt sich in Stellung

Vor dem Energiegipfel bei Bundeskanzlerin Merkel überbieten sich Vertreter der konventionellen wie alternativen Energiebranche mit Investitionsversprechungen. Dafür fordern die Firmen von der Politik massive Unterstützung

AUS BERLINBERNHARD ROHKEMPER

200 Milliarden Euro will die Ökostrombranche bis 2020 investieren. „Allein im Jahr 2005 investierte die Branche fast 9 Milliarden Euro, ab 2015 könnten es schon 14 Milliarden Euro jährlich sein“, sagte Johannes Lackmann, Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energien, gestern in Berlin. Mit diesen Investitionen wolle man 340.000 Arbeitsplätze in den Bereichen Wasser- und Windkraft, Biomasse, Photovoltaik und Geothermie schaffen. Bis dato arbeiten im Bereich erneuerbare Energien 160.000 Menschen in 5.000 Betrieben.

Mit diesen Zahlen konterte die Branche eine Ankündigung der großen Stromkonzerne. Diese hatten versprochen, 13 Milliarden Euro in neue Kraftwerke zu investieren, in erster Linie in die Kohletechnik. Die meisten Projekte sind bereits geplant. Die im Gegenzug aufgestellten Forderungen sind indes andere als bei den erneuerbaren. So sollen auch weiterhin die Kohlekraftwerke beim Emissionshandel vom Staat üppig mit Zertifikaten versorgt werden, damit nicht teure Zertifikate zugekauft werden müssen. Darüber hinaus fordern die großen Energieversorger Zusagen der Bundesregierung, dass ihre Kraftwerke noch für Jahrzehnte rentabel bleiben. Investitionsversprechen gegen Zusagen aus der Politik – das Spiel beherrschen auch die Vertreter der erneuerbaren Energien. Die 200 Milliarden Euro seien keine aus der Luft gegriffene Zahl, sondern basierten auf den Forderungen des Europäischen Parlaments, sagte Lackmann. Demnach sollen erneuerbare Energien bis 2020 mehr als 20 Prozent des Energieverbrauchs decken. Derzeit liegt ihr Anteil in Deutschland bei gut 10 Prozent. „Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir entsprechend hohe Investitionen.“

Allerdings müssten die Voraussetzungen dafür erst noch geschaffen werde. Mit Blick auf den Energiegipfel am 3. April bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fordert die Branche: „Statt in teure und wenig effiziente konventionelle Kraftwerke zu investieren, muss das energiepolitische Gesamtkonzept auf dem entschlossenen Aufbau erneuerbarer Energien aufbauen.“ Diese sollten künftig die Basis der Energieversorgung bilden und nicht nur additiv verwendet werden. Dafür müsse das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) im Wesentlichen erhalten bleiben und ständige Debatten darüber vermieden werden. Das EEG sichert unter anderem die Abnahme und Einspeisung von Ökostrom durch die Netzbetreiber zu.

Die Branche erneuerbarer Energien verlangte ferner, ähnlich dem Erneuerbare Energie-Gesetz auch dem Heizungs- und Wärmedämmbereich mit einem eigenständigen Fördergesetz auf die Beine zu helfen. Auch müsse das Augenmerk stärker auf den Autosprit wie Biokraftstoffe gelenkt werden.

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