Herr Mounir, bitte kommen!

SchülerInnen, die an Berufsschule den Unterricht stören, gehen in den Keller – statt nach Hause

Meistens kommt seine Arbeit zu ihm. Sie wird geschickt oder gebracht, je nachdem, wie schwierig sie ist. Manchmal muss er sie auch selbst abholen. Mounir El Serri ist Sozialarbeiter. „Seine Arbeit“, das sind die Schüler der Allgemeinen Berufsschule (ABS) in Walle. Besonders jene, die häufig zu spät kommen, aggressiv sind oder Lehrer und Schüler beleidigen. Seit Februar werden die Störenfriede nicht mehr einfach nach Hause geschickt, sondern zu El Serri.

Der Sozialarbeiter hat seit kurzem einen so genannten Trainingsraum im Souterrain der ABS. Dorthin kommen die Jugendlichen mit Laufzetteln, auf denen ihre Lehrer das Fehlverhalten in einzelnen Punkten aufgelistet haben. Im Einzelgespräch sucht er dann mit den Jugendlichen nach Lösungen. „Wichtig ist, dass der Trainingsraum keine Strafmaßnahme ist. Ich konfrontiere die Jugendlichen mit ihrem Verhalten“, erklärt El Serri. „In einem Rückkehrplan halten wir die Ergebnisse fest.“ Keiner werde hier abgestempelt, auch wenn er sich noch so schlecht benommen habe, sagt El Serri weiter. „Am nächsten Tag kann jeder wieder zum Unterricht kommen.“

Viele Jugendliche an der ABS stammen aus einem islamisch geprägten Hintergrund. Herr Mounir, wie ihn die Schüler nennen, findet daher meist schnell einen Zugang zu ihnen. Oft über die gemeinsame Muttersprache Arabisch oder über die Religion.

Die ABS ist die erste Bremer Berufsschule, an der es den so genannten Trainingsraum gibt. „Statt auffällige Jugendliche und ihre Probleme einfach wegzuschieben, setzen wir auf Kommunikation“, sagt Werner Ratt, Leiter der ABS. „Im Trainingsraum geben wir unseren SchülerInnen die Möglichkeit, Fehlverhalten und Konflikte mit Mounir El Serri auszudiskutieren, ohne dass andere beim Lernen gestört werden.“

Finanziert wird das Projekt nicht etwa von der Stadt, sondern von einem Bremer Unternehmen. 20.000 Euro zahlt eine Möbelwerkstatt. Das reicht für ein Jahr. Im Frühjahr 2007 sollen andere Unternehmer die Finanzierung als Sponsoren fortführen. Jeanette Simon