Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Als Schauspieler hat Marlon Brando noch immer einen Ruf wie Donnerhall. Betrachtet man seine Filmografie allerdings einmal näher, dann verwundert vor allem, dass der sagenhafte Mime spätestens seit Mitte der 50er-Jahre nur noch Mist gedreht hatte. Insofern konnte man 1972 von einem wirklich spektakulären Comeback sprechen, als Brando in Francis Ford Coppolas Mafiaepos „Der Pate“ die Titelrolle übernahm und sich der Film nach dem Roman von Mario Puzo zu einem bis heute allseits geschätzten Welterfolg entwickelte. Dabei hatten die Chefs der Paramount Brando beim Ansehen der Probeaufnahmen zunächst gar nicht erkannt – derart überzeugend war die Maske des alternden Mafia-Patriarchen Don Vito Corleone mit den ausgestopften Wangen und den Latex-Fältchen um die Augen ausgefallen. Aber das war ja tatsächlich Brandos Stärke als gelernter Method-Schauspieler: Er konnte sich komplett in jemanden anderen verwandeln. In Coppolas Analyse der kriminellen Kehrseite des amerikanischen Traumes gibt Brando einen leise und sanft auftretenden Don Corleone, der gleichwohl das brutal agierende Familienimperium mit eiserner Hand zusammenhält. Die Fortsetzung „Der Pate II“ (1974) stellt sodann Don Vitos Sohn Michael (Al Pacino) in den Mittelpunkt und kontrastiert den Aufstieg und den mittlerweile bedrohlichen Verfall des kriminellen Big Business miteinander: Während Michael sich in der Gegenwart mit Mafia-Ausschüssen des US-Senats und verräterischen Verwandten herumschlägt, wird in Rückblenden der Aufstieg des jungen Don Vito (Robert De Niro) vom Kind italienischer Einwanderer zur Gangstergröße in Little Italy nachvollzogen. Klar wird dabei: Das Pochen der „Familie“ auf alte Traditionen und Werte ist heuchlerisch und verlogen. (Der Pate (OmU) 22. 8.; Der Pate 2 (OmU) 23. 8. Freiluftkino Mitte)

Die Premiere als Auftaktfilm des Fantasy Filmfestes ist bereits vorbei, doch ehe Ari Folmans „The Congress“ demnächst einen regulären Kinostart erhält, gibt es eine weitere Möglichkeit, den spannenden Film zu sehen. Der israelische Regisseur, der 2008 mit der Animationsdokumentation „Waltz with Bashir“ Furore machte, adaptierte jetzt Stanislaw Lems SF-Roman „Der futurologische Kongress“, in dem ein totalitäres Regime der Bevölkerung per Drogen eine Welt ohne Probleme vorgaukelt, und schuf in einer Mischung aus Real- und Animationsfilm eine Parabel auf die Diktatur der Unterhaltungsindustrie und ihre digitalen Produkte. Mit von der Partie: Hollywood-Schauspielerin Robin Wright, die hier eine (etwas weniger erfolgreiche) Version ihrer selbst spielt und von ihrem Studio mit einem unangenehmen finalen Angebot konfrontiert wird. ((OmU) 22. 8. Cinestar Sony Center 3)