nicht verpassen!
: Probeschlafen

„Wäsche auf Achse – Täglich Polen und zurück“, 21.45 Uhr, ARD

Wenn dem Berliner Hotelmanager das Probeschlafen in den frisch gewaschenen Laken nicht behagt hat, ruft er sofort in Polen an: Längst wird dort, zum Beispiel im rund 150 Kilometer entfernten Gryfino, die Wäsche der Berliner Hotels gewaschen, täglich, und den individuellen Wünschen der Kundschaft angepasst.

Die Filmemacherin Rita Knobel-Ulrich geht in dieser SWR-Doku der Frage nach, warum immer mehr Arbeit aus Deutschland auswandert – im Fall der Berliner Hotelwäsche: im Lkw an den deutschen Arbeitslosen vorbeigefahren wird. In Interviews mit polnischen ArbeiterInnen, deutschen Arbeitslosen und auch dem deutschen Besitzer der polnischen Großwäscherei (400 Angestellte!) findet sie sehr viele Antworten: schwierig, in Berlin jemanden zu finden, der für 1.400 Euro monatlich den ganzen Tag Handtücher faltet. Hotel-Hausdamen, die keine Lust haben, Bettwäsche auf Lager zu halten, nur weil die deutschen Wäschereien an Sonn- und Feiertagen nicht arbeiten dürfen.

Die Autorin berichtet mit kühlem Blick und ohne zu denunzieren oder anzuklagen, von Menschen, die unter widrigen Bedingungen versuchen, irgendwie durchzukommen. Und warum wandert die Arbeit nun aus Deutschland aus? Knobel-Ulrichs Resümee fällt am Ende ambivalent aus: Es liegt zum einen durchaus am „Nichtkönnen“ – zu hohe Kosten in Deutschland und zu viele Vorschriften. Und zum anderen am „Nichtwollen“ – sowohl Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern mangelt es an Flexibilität. Eine Doku, die nachdenklich macht. MRE