Charme-Offensive für Käse

Dänischer Lebensmittelkonzern Arla will Image in arabischen Ländern aufbessern

STOCKHOLM taz ■ „Geht doch nach drüben“, wurde „Nestbeschmutzern“ in der alten Bundesrepublik einst gern empfohlen. In Dänemark wird Firmen, die nicht opportun sind, jetzt der Iran ans Herz gelegt: „Sollen sie doch ihre Konzernzentrale nach Teheran verlegen“, sagte Jens Rohde, Sprecher der regierenden rechtsliberalen Partei Venstre. Die Schelte galt einem der größten dänischen Unternehmen, dem Lebensmittelkonzern Arla.

Hintergrund: Arla hat der Kaufboykott, den der Streit um die Mohammed-Karikaturen vor einigen Wochen in vielen arabischen Ländern nach sich zog, besonders getroffen. Saudi-Arabien gehört zu den wichtigsten Exportmärkten von Arla. So hat der Konzern bis jetzt rund 50 Millionen Euro beim Absatz eingebüßt.

Damit Käse, Butter und Jogurt „Made in Denmark“ wieder in die Regale geräumt und gekauft werden, initiierte Arla nun eine Anzeigenkampagne in allen arabischen Zeitungen.

In ganzseitigen Annoncen distanziert sich der Konzern von den „unverantwortlichen und unglücklichen“ Bildern des Propheten, die in der Zeitung Jyllands-Posten erschienen waren – „Wir teilen die Beweggründe des Blattes nicht. Mit 40 Jahren Erfahrung im Nahen Osten und als integrierter Teil dieser Gesellschaft verstehen wir, dass Sie sich gekränkt fühlen.“ Gerechtigkeit und Toleranz, so beteuert Arla, seien fundamentale Werte des Islam. Arla-Exportchef Finn Hansen begründete die Aktion so: „Wir hoffen, die Konsumenten denken nach, ob ein Verbraucherboykott gegen uns wirklich fair ist.“

Parteisprecher Rohde empört sich: Arla sei „bereit, seine Großmutter zu verkaufen, nur um Waren in Diktaturländern absetzen zu können“. Er würde seine Meinungsfreiheit „nicht für zwei Liter Milch verkaufen“. Auch Pia Kjærsgaard, Vorsitzende der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei, lässt kein gutes Haar am Arla-Konzern, „der sich in den Staub schmeißt und sich unterwirft“. Der Pressechef von Arla, Louis Illum Honoré, konterte: „Wir finden, dass auch Toleranz für andere Kulturen und Religionen ein Bestandteil der dänischen Demokratie ist.“

REINHARD WOLFF