Respekt für die Aktivisten

Flüchtlingsheim in Hellersdorf

VON SEBASTIAN ERB

Es ist verständlich, dass Politiker jetzt Normalität in Hellersdorf fordern. Trotzdem ist es problematisch, wenn sie sich pauschal gegen „Politiktourismus“ wenden und eine „Instrumentalisierung“ der Situation für politische Zwecke.

Damit richten sie sich zwar in erster Linie gegen die Nazis und Rechtspopulisten. Aber in Nebensätzen und im Subtext werden auch alle anderen in einen Topf geworfen, darunter auch die linken Aktivisten, die seit Wochen auf die Situation rund um das neue Flüchtlingsheim hinweisen und am Montag spontan eine schützende Mahnwache einrichteten. Und das wird ihnen nicht gerecht.

Hass auf die Antifa

Die erschreckenden Bilder von der Einwohnerversammlung vor Augen, die rassistischen Äußerungen mancher Anwohner in den Ohren, will man sich gar nicht vorstellen, was den Flüchtlingen passiert wäre, wenn keine Unterstützer rund um das Heim präsent gewesen wären. Man will sich auch gar nicht ausmalen, welche Bilder entstanden wären, wenn sich nicht Hunderte Gegendemonstranten aus Kreuzberg, Neukölln und anderen Bezirken der NPD entgegengestellt hätten.

Es ist schön, dass nun manche Anwohner ins Gespräch mit den Aktivisten kommen und sie gemeinsam überlegen, wie sie den Neuankömmlingen helfen können. Und wenn andere Nachbarn nun die laute Antifa hassen und nicht mehr die Flüchtlinge, ist das auch ein gutes Ergebnis. Denn die Aktivisten können das ab. Und bald werden sie hoffentlich in Hellersdorf sowieso nicht mehr gebraucht.