Mehr Geld für Vogelgrippe-Forscher

Das Bundeskabinett hat gestern ein erweitertes Förderprogramm zur Entwicklung eines Impfstoffes beschlossen

BERLIN taz ■ Die Bundesregierung gibt 20 Millionen Euro zusätzlich für die Forschung zur Vogelgrippe aus. Das Kabinett beschloss gestern eine entsprechende Forschungsvereinbarung. Danach stellen die Ministerien für Verbraucherschutz, Gesundheit und Forschung in den kommenden vier Jahren insgesamt 60 Millionen Euro zur Verfügung. Die zusätzlichen 20 Millionen Euro davon kommen vom Bundesforschungsministerium.

„Es gibt noch erhebliche Wissenslücken auf dem Gebiet der Vogelgrippe“, begründete Verbraucherminister Seehofer (CSU) die Vereinbarung. Mit dem zusätzlichen Geld sollen die H5N1-Tests verbessert und neue Impfstoffe für Haustiere entwickelt werden. Damit will die Regierung zukünftig schneller auf Krankheitsausbrüche reagieren können. Ferner wurde eine Forschungsplattform eingerichtet. Damit sollen die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Vogelgrippe und andere Tierseuchen vernetzt werden, sagte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD). Ein Forschungsschwerpunkt des Programms liegt auf dem Gebiet der Zoonosen.

Das sind Krankheiten, die sich wie die Vogelgrippe vom Tier auf den Menschen übertragen können. Hier hoffen die Wissenschaftler auf eine schnellere Entwicklung eines verbesserten Impfstoffes für den Menschen. Einen Prototyp dafür gibt es bereits, doch damit er wirken kann, muss erst ein von Mensch zu Mensch übertragbares Virus bekannt sein. Erst dann können die Virologen seine Merkmale in den Prototyp einsetzen und ihn für Impfungen verwenden.

Doch das Programm des Bundes geht noch darüber hinaus. Ziel ist die Entwicklung eines so genannten Breitband-Impfstoffes. Im Gegensatz zu den bisherigen Impfstoffen muss dieser den mutierten Virus vorher nicht kennen, um vor ihm zu schützen. „Damit könnten im Idealfall alle Varianten des Vogelgrippe-Virus abgedeckt werden“, hofft Reinhard Kurth, Präsident des Robert-Koch-Institutes. Wann ein solcher Impfstoff wirklich auf den Markt kommt, vermöge aber niemand zu sagen, sagte Kurth. Frühestens sei damit Mitte 2007 zu rechnen. Allerdings habe auch die Industrie inzwischen mit intensiven Forschungen begonnen.

Eine beruhigende Meldung kommt indes aus den USA und Japan. Virologen aus diesen Ländern haben herausgefunden, dass sich die H5N1-Viren bevorzugt tief in der Lunge einnisten, weil sie sich nur dort effizient vermehren. Von diesem Ort falle eine Übertragung von Mensch zu Mensch allerdings sehr schwer. Denn bislang werde der Virus nicht durch Tröpfcheninfektion übertragen. Das Fazit der heute in der Wissenschaftszeitschrift Nature veröffentlichten Studie: Den Forschern bleibt noch viel Zeit, sich gegen die befürchtete Pandemie zu wappnen.