Halbmast zu Ostern

OSTERMÄRSCHE Die drei in Afghanistan getöteten Bundeswehr-Soldaten kommen aus Seedorf bei Bremen. Bei den Ostermärschen der Friedensbewegung steht der Militäreinsatz am Hindukusch im Mittelpunkt

In Osterpredigten wird in den Kirchen der Region der Opfer und ihrer Familien gedacht

Die Fahne am Kasernentor hängt auf Halbmast. Die Menschen im beschaulichen Seedorf im Landkreis Rotenburg / Wümme nordöstlich von Bremen sind bestürzt. Tag für Tag sehen sie die in der Fallschirmjägerkaserne stationierten Soldaten der Luftlandebrigade 31 beim Joggen, in den Supermärkten oder in den Restaurants der Region. Die Nachrichten über das Gefecht der Bundeswehr mit radikal-islamischen Taliban am Hindukusch überschattet das Osterfest. Die drei am Karfreitag in Afghanistan gefallenen Soldaten und ihre acht verwundeten Kameraden wohnten quasi direkt vor ihrer Haustür.

Mehr als 3.800 Soldaten trainieren in Seedorf für die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Erst im Februar waren 1.100 Soldaten der Luftlandeeinheit – darunter auch die ums Leben gekommenen – für den Einsatz in Kundus verabschiedet worden.

In den Osterpredigten wird in den Kirchen der Region der Opfer und ihrer Familien gedacht. In einer E-Mail an seine Kollegen schrieb der Superintendent des Kirchenkreises Bremervörde-Zeven, Wilhelm Helmers, an die Pastoren: „Ich bitte Sie, in den Ostergottesdiensten der getöteten und verletzten Soldaten und besonders auch deren Familien und Freunden zu gedenken.“

Mehrere hundert Menschen haben am Samstag in Niedersachsen und Bremen bei den traditionellen Ostermärschen gegen den Militäreinsatz in Afghanistan demonstriert. Auf Plakaten forderten sie: „Kein Soldat mehr nach Afghanistan.“ In Hamburg, Kiel und Wedel haben rund 1.000 Menschen für den Frieden demonstriert. Auf Transparenten und in Sprechchören forderten sie den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan und die Auflösung der Nato.

Ostermärsche gibt es seit 50 Jahren in Deutschland, der erste führte 1960 zum Raketenübungsgelände in Bergen-Hohne bei Celle. Nach dem Kalten Krieg ließ das Interesse an den Kundgebungen der Friedensbewegung stark nach. (dpa/taz)

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