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AUF FRISCHER TATStabiles Eisen

Die Säge ist zu klein, das Schloss zu hart

Scheiße verdammt, warum hilft mir denn keiner?“

Verzweifelt schüttle ich den Kopf. Im dichten Schneeregen hasten links und rechts die Passanten vorbei. Keiner hält an, um zu fragen, was hier überhaupt los ist. Ja, keiner scheint überhaupt nur hinzusehen, so als wäre ich Luft oder meine missliche Lage ansteckend. Zivilcourage ist absolut out.

Ich kämpfe, ich schwitze, ich knirsche mit den Zähnen: Was ist denn, wenn die mal Hilfe brauchen? Dann wundern sie sich aber, dass keiner kommt. Nur hier am Eingang zum U-Bahnhof Hermannplatz wundert sich ja anscheinend niemand über gar nichts mehr. Zeuge einer offenkundigen Straftat – na und? Augen zu und durch.

Die Säge ist viel zu klein, dass Schloss viel zu hart. So brauche ich bestimmt ewig. Doch was hilft es: Ich muss schließlich irgendwie weg von hier.

Zu gern wüsste ich ja, welches Arschloch auf die hochoriginelle Idee kam, mein Fahrrad zusätzlich mit einem fremden, sehr kleinen und billigen, aber sichtlich neuwertigen Schloss zu „sichern“. Wogegen zu sichern, etwa gegen die Benutzung durch seinen Besitzer?

Ob das die BVG war? Die Angestellten stehen hier immer oben zum Rauchen. Sie wirken wie Bösewichter, die man in blaue Uniformen gesteckt hat. Fies auch ihre Gespräche, in denen sie von Kollegen schwärmen, die Fahrgästen „eine aufs Maul gegeben“ haben sollen, und danach lachen sie gemeinsam ihr ungutes, heiseres Lachen. Ab und zu, alle paar Monate, spricht mich doch tatsächlich eine dieser unvertrauenswürdigen Gestalten an, ich solle gefälligst mein Rad da wegschaffen, das dürfe da nicht stehen. Ich mache nämlich das stabile Eisengeländer kaputt. Das gehöre der BVG, und man werde es mir schon zeigen. Haben sie es mir jetzt gezeigt?

Ich säge und schwitze und fluche und säge. Die Passanten hasten vorbei. ULI HANNEMANN

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