Für immer jung

Junge Menschen beschäftigen sich zu wenig mit der Altersvorsorge, sagen Experten. Lieber investieren sie ihr Geld in die angenehmen Dinge des Lebens

„In jungen Jahren nur von Wasser und Brot zu leben, macht auch keinen Sinn“

Viele junge Menschen denken nicht an ihre Altersvorsorge. Das heißt, vielleicht denken sie ja daran. Aber sie tun nichts. „Das Thema Rente rückt oft erst in das Bewusstsein der Menschen, wenn sie sich auch mit dem eigenen alt werden beschäftigen müssen“, sagt Karla Friedrichs, Geschäftsführerin eines Versicherungs- und Finanzkontors. Das beginnt bei vielen Leuten erst ab vierzig. „Jüngere Menschen lebten mehr im Hier und Jetzt“, meint Friedrichs. Sie wollten ihr Geld lieber in Klamotten, Reisen oder Auto investieren, als es jeden Monat an die Versicherung zu überweisen.

„Dabei muss heute jedem klar sein, dass die staatliche Rente nicht mehr ausreichen wird“, sagt Friedrichs. Von den Einzahlungen von heute könne man morgen keine Rente auszahlen, die zum Leben reicht. Die Rentner werden immer älter und kassieren somit auch länger Rente. Wegen der hohen Arbeitslosigkeit und des demographischen Wandels der Gesellschaft zahlen jedoch zunehmend weniger Leute in den Generationenvertrag ein. Vor allem für Frauen, die wegen ihrer Kinder über einen längeren Zeitraum nicht sozialversicherungspflichtig gearbeitet haben, werde es wohl nur wenig Rente vom Staat geben, sagt Friedrichs.

Allerdings sollte man sich mit seinen Vorsorgeplänen nicht übernehmen, sagt Friedrichs. „In jungen Jahren von Wasser und Brot zu leben, nur um auf eine Rente mit Sekt und Kaviar zu sparen, macht keinen Sinn.“ Berufsanfänger sollten zuerst da-

rauf achten, dass genügend Geld auf ihrem Girokonto ist, sagt Arno Gottschalk von der Verbraucherschutzzentrale Bremen. Auch neue Möbel sollten ohne große Kredite finanziert werden können. Eine hohe Rente nütze nichts, wenn man damit Kredite abzahlen müsste, so der Verbraucherschützer.

Sich im Dschungel der privaten Altersvorsorge zurechtzufinden fällt bei der Masse an Angeboten jedoch schwer: Private Rentenversicherung, Aktienfonds, Basisrente oder Bausparvertrag. BerufsanfängerInnen haben oft nur eine ungefähre Ahnung, was dahinter steckt.

Bevor sie in eine private Altersvorsorge investieren, sollten junge Leute die staatlich geförderten Anlagemodelle ausschöpfen, rät Gottschalk. Die Riester-Rente bringe beispielsweise hohe Zuschüsse. Die würden zwar besteuert, wegen Zins und Zinseszins lohne sich das Programm trotzdem.

Wer finanziell auf sicheren Beinen steht, kann auch in Geld in einen Aktienfonds investieren. Das macht allerdings nur Sinn, wenn man sein Geld über einen langen Zeitraum anlegen will oder kann. Was man am Ende rausbekommt, ist von den Kursen an der Börse abhängig. Dafür kann man die Beiträge jederzeit erhöhen, verringern oder stoppen. Wenn nötig, könne auch Geld aus dem Pott genommen werden, sagt Friedrichs. Vorsicht sei hier aber bei so genannten „Fondsparplänen“ geboten, meint Gottschalk. Die verursachten gleich am Anfang hohe Kosten. So werde zum Beispiel die Vertriebsprovision gleich auf die ganze Laufzeit berechnet. Die muss dann erstmal abgezahlt werden. In den Anfangsjahren bliebe so für die eigene hohe Kante kaum etwas, so Gottschalk.

Eine private Rentenversicherung dagegen ist weniger flexibel. Außerdem fällt die Rendite schmaler aus als bei Fonds. Dafür ist sie sicher. Garantiert ist zum einen die Verzinsung. Zum anderen werden regelmäßig Überschüsse ausgezahlt.

Viele Formen der privaten Altersvorsorge sind übrigens nicht vor einem ALG II-Antrag sicher. „Bevor man sich für eine Anlageform entscheidet, muss man sich also Gedanken machen, ob man möglicherweise mal in eine Situation kommt, in der man von Hartz IV leben muss“, sagt Karla Friedrichs. Der Freibetrag für Fonds und private Rentenversicherungen beträgt 200 Euro pro Lebensjahr. Für einen 30 Jahre alten Mann wären das gerademal 6.000 Euro. Wer über mehr Geld verfügt, zum Beispiel aus einer Erbschaft, kann diese in die Basisrente einbringen, sagt Gottschalk. Die Sozialbehörden dürfen auf dieses Geld nicht zugreifen. Beachten müsse man hierbei allerdings, dass man das Geld nicht erst einbezahlt, kurz bevor man arbeitslos wird. „Das kann als Missbrauch ausgelegt werden“, sagt Gottschalk.

Jeanette Simon