hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Es fehlt ja doch am Geld. Zumindest sieht man das bei der Freien Szene so, die sich gerade darüber beklagt, dass sie reichlich unterfinanziert sei und dass es in dieser Hinsicht überhaupt eine Fehlentwicklung im Berliner Kulturhaushalt gebe. Eine Entwicklung, die vor allem darauf hinausläuft, dass zuerst die Löcher bei den großen Häusern gestopft werden. Die Opern und so. Und das Geld, das da hineingetragen wird, fehlt an der anderen Stelle halt. Schon der schiere Erhalt der Bausubstanz kostet. Deswegen kann man das Festival „Ankunft: Neue Musik“, seinen Ansatz mal unerbitterlich und konsequent zu Ende gedacht, als eine kostensparende Negation der Konzerthäuser betrachten. Wieso soll man solche (sicherlich mit akustischen Raffinessen ausgestatteten) musikalische Sonderzonen noch bespielen, wenn das auch in anderen architektonischen Zusammenhängen geht. Dereinst vielleicht mal in dem neuen Flughafen, auch eine Autobahnauffahrt könnte man sich gut in der Kombination mit einem Sinfonieorchester vorstellen. Im Fall von „Ankunft: Neue Musik“ ist es der Berliner Hauptbahnhof, in dem man nun auch bereits seit 2009 einmal im Jahr mit diesem Festival gastiert. Der diesjährige Durchlauf ist gerade gestartet, und bis zum 7. September kann man im Hauptbahnhof zu seinem normalen Grundrauschen noch von einem kompetenten Fachpersonal ausgeführte Werke von John Cage (klar!), Morton Feldman oder auch Harfenmusik von Carl Phillip Emanuel Bach als akustische Dreingabe hören. Eintritt frei, Programm www.ohrenstrand.de.

Aber natürlich geht Musik auch ohne den ÖPNV und Fernverkehr als Begleitung. Im About Blank beschließt man am Donnerstag die „Acoustic Gardening“-Saison. Bei der letzten Runde der Gartenkonzerte gibt es ein doppeltes Doppel zum Vergleich: Einerseits aus Schweden das Indie-Folk-Duo Mire Kay, das grundsätzlich näher bei Joni Mitchell als bei Kate Bush steht, doch aber Kate Bush in der Spinnwebgespinstigkeit im Herzen trägt. Und andererseits Joasihno, ein Duo aus Bayern, mit einem flirrenden, lichtbesprenkelten Pop und einigen Kettenkarussells an Liedern, in denen man an den verschiedensten Anregungen und sich ineinander verschleifenden Einflüssen vorbei geschleudert wird (Markgrafendamm 24c, 20 Uhr, 11 Euro).

Und noch etwas Sofa-Musik mit einem traumverhangenen schläfrigen Gesang und plüschigen Melodien, die ihren Kopf in rosa angemalte Wolken stecken. Ein psychedelisierter Pop, bei dem man gerne an die Beach Boys zur „Good Vibrations“-Zeit denken darf mit O Emperor, eine noch recht frische Band aus Irland. Am Sonntag im Privatclub (Skalitzer Str. 85, 20 Uhr, 13 Euro).