Eine Lehrerin für alles

Fachfremder Unterricht ist nicht nur negativ, sagt Hauptschullehrerin Ilona Elze. Dank Fortbildungen darf Elze inzwischen zehn Fächer unterrichten. Nur so sei sie eine feste Bezugspersonen für ihre SchülerInnen geworden

Auch fachfremder Unterricht hat seine Vorteile. Findet zumindest Ilona Elze. Die 53-Jährige ist Lehrerin an einer Dortmunder Hauptschule. Eigentlich studierte sie nur Biologie, Deutsch und Sport auf Lehramt. Heute unterrichtet sie freiwillig bis zu zehn Fächer, darunter Geschichte, Textil und Wirtschaftskunde. „Ich habe mir gesagt: Bevor der Geschichtsunterricht ausfällt, mache ich es“, sagt Elze. Auf diese Weise könne sie mehr Zeit mit ihren SchülerInnen verbringen, „und das ist an der Hauptschule auch nötig.“ Noch dazu seien fächerübergreifende Projekte einfacher zu realisieren.

Die Schüler bräuchten vor allem eines: eine feste Bezugsperson. Bevor der Unterricht beginne, müssten häufig erst einmal ihre Probleme besprochen werden – von häuslicher Gewalt bis zu Krisen auf dem Schulhof. Auch außerhalb des Unterrichts sei viel persönliches Engagement nötig, so Elze.

Von ihren rund 30 Kollegen unterrichte bereits mehr als die Hälfte Fächer, in denen sie nicht ausgebildet wurden. Bei vielen spiele auch das Interesse an anderen, meist verwandten Fächern eine Rolle. „Ohne fachfremden Unterricht würde das System an den Hauptschulen zusammenbrechen und sehr viel Unterricht ausfallen“, so die Lehrerin. Die Lehrkräfte würden zwar nach Schülerzahlen eingestellt und verteilt. Für die Hauptschulen gebe es aber nicht genug Interessenten, „und kein Lehrer möchte gerne die Schulform wechseln.“

Elze hat sich selbst in ihrer Freizeit weitergebildet. „Ich kenne die Methodik ja noch aus dem Studium.“ Sie besuchte Fortbildungen und tauschte sich intensiv mit Fachkollegen aus. Der Zeitaufwand sei besonders zu Beginn erheblich gewesen. Inklusive Vorbereitung auf den Unterricht gingen wöchentlich bis zu 12 Stunden drauf. „Hinterher wird es weniger, wenn man sich ein bestimmtes Repertoire zugelegt hat“, sagt Elze.

Manchen Kollegen sei fachfremder Unterricht aber zu aufwendig oder zu risikoreich. Spezielle Fächer wie Technik oder Schwimmen seien kaum noch zu besetzen. „Viele wollen das nicht wegen der Unfallgefahr“, so die Lehrerin.

PROTOKOLL: GES