: Kampf dem Westen
TECHNIK Inder haben einen Computer entwickelt, welcher dem iPad gefährlich werden könnte
Der Messestand ist leer. Als einziger. In den anderen hundert werden Software, Geräte und Dienstleitungen angepriesen– all das, was auf einer IT-Messe im südindischen Hyderabad zu erwarten ist.
Die Firma Notion Ink versteckt sich. Das Unternehmen von sieben jungen Hochschulabsolventen, das mit seinem „Adam Tablet“ dem iPad die Stirn bieten will, scheut die Öffentlichkeit. Sachin Ralhan, zuständig für das Marketing, meint, zur Messe sei man nur gekommen, um einen Start-up-Preis einzuheimsen und einem Investor einen Gefallen zu tun. Ansonsten tauche man ab, die indische Presse würde sie sonst nicht mehr in Ruhe lassen – so wurde ihr Produkt schon als „iPad-Killer“ tituliert. Endlich, so das Echo in der Öffentlichkeit, tritt ein indisches Produkt an, um auf dem Weltmarkt Erfolg zu haben. Bislang hätten die Branchenriesen aus dem Westen IBM oder Microsoft immer die besten Leute abgeworben.
Das Adam Tablet kann tatsächlich Dinge, die das iPad nicht kann: Es hat einen stromsparenden Schwarzweißmodus. Sein Betriebssystem basiert auf Linux und stellt damit jene Menschen zufrieden, die das Heil in freier Software sehen. Es verfügt über Platz für eine Speicherkarte, GPS, UMTS, und es kann jede Menge Zubehör angestöpselt werden. Der Chip ist stromsparend, kann Videos abspielen und erlaubt sogar Spiele. Als Clou weist das Adam Tablet noch eine schwenkbare Kamera auf und auf der Rückseite ein zusätzliches Touchpad.
Die Mitarbeiter von Notion Ink waren erst nach langem Hin und Her zu einem Treffen mit einem Journalisten zu bewegen. Grund dafür ist auch, dass erste Gespräche mit einem deutschen Mobilfunkanbieter laufen – Name unbekannt, Geheimhaltungsverträge. Einzig, dass das Gerät spätestens zu Weihnachten in den USA verkauft und ab 400 Dollar aufwärts kosten soll, lässt man verlauten.
Marketing Mann Sachin Ralhan ist mit seinen 26 Jahren schon der älteste der sieben Gründer von Notion Ink – die jüngsten sind gerade 24 Jahre alt. Ihr Gerät sei nach einem halben Jahr veraltet, sagt Rajat Sahni, der Werber von Notion Ink, nüchtern. Apple habe vorgemacht, wie man trotzdem Geld verdient. Man müsse eine Art Ökosystem erschaffen, das heißt, Inhalte anbieten, die den Nutzer an das Gerät binden. Daran werkeln derzeit Dutzende Entwickler in Hyderabad.
Der Ursprung für ihre Idee lag im Studium, erinnert sich Sahni. Gerne hätten sie in einem Gerät all das vereint, was sie im Hörsaal, der Bibliothek und in der Freizeit benötigten. Mit dem Adam Tablet wolle man sich nun in Indien den Fernunis widmen. Deren Studierenden müssten bis zu 400 Dollar im Jahr für Bücher ausgeben. Würden die Unis auf ihr Tablet umsteigen, könnte man mit digitalen Materialien Geld sparen. Der Notion-Werber meint: „Wir versuchen etwas für den Bildungsmarkt in Indien – wir sind durch das System gegangen, deswegen verstehen wir, wie es verbessert werden kann.“
LORENZ MATZAT, HYDERABAD
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