US-Militär wollte dieses Video aus Bagdad niemals zeigen

WIKILEAKS Der Film zeigt einen Hubschrauber-Angriff, bei dem 2007 zwölf Zivilisten ums Leben kamen

BERLIN taz | WikiLeaks hat auf seiner Website ein Video veröffentlicht, das einen US-Angriff auf Zivilisten in Bagdad im Juli 2007 zeigen soll. Unter den zwölf Toten sollen auch zwei Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters sein. Das Video, das laut Betreibern der Website aus einem Apache-Kampfhubschrauber stammt, ist in der Originalversion von 38 Minuten sowie einer gekürzten 17-minütigen Version mit einer vorangestellten Analyse zu sehen. Bei beiden Ausführungen werden die Funksprüche in Untertiteln wiedergegeben.

Die Betreiber der Website geben weder an, von wem sie das Video erhalten haben, noch nennen sie den Zeitpunkt der Übergabe, um ihre Quelle zu schützen. Nach der Entschlüsselung des bei den Funksprüchen verwendeten Codes prüfte WikiLeaks eigenen Angaben zufolge die in dem Film enthaltenen Informationen, unter anderem in Gesprächen mit Zeugen und Journalisten, die in den Vorfall in einem Bagdader Stadtviertel direkt involviert waren.

Das Video zeigt eine Straße in der irakischen Hauptstadt, in der eine Gruppe von acht Personen auftaucht, die von der Hubschrauberbesatzung als „Aufständische“ identifiziert werden, da einige von ihnen angeblich Waffen tragen. Nach einem Befehl, „sie alle anzuzünden“, ist zu hören und zu sehen, wie die Männer erschossen werden. Einem gelingt es zunächst, zu fliehen, er kommt jedoch bei einem weiteren Beschuss ebenfalls ums Leben. Bei dem Vorfall werden auch zwei Kinder verletzt.

Die Nachrichtenagenturen Reuters und AP gehen unter Berufung auf ungenannte Quellen aus den Reihen des US-Militärs davon aus, dass das Video echt ist. Nach dem Vorfall gab es eine Untersuchung in den USA. Laut CNN stellte sich dabei heraus, dass die Besatzung des Hubschraubers die Kameras der Journalisten für Waffen gehalten hat, während sie auf der Suche nach Aufständischen war, die in der Gegend auf US-Truppen geschossen hatten. In einer schriftlichen Stellungnahme des US-Militärs heißt es, dass die involvierten Soldaten nichts von der Präsenz der Journalisten wussten und die zur Verfügung stehenden Informationen den Schluss nahelegten, dass es sich bei den Beschossenen um Aufständische und nicht um Zivilisten handelte.

Bei den getöteten Reuters-Mitarbeitern handelte es sich um Saeed Chmagh und Namir Noor-Eldeen. Seit Kriegsbeginn 2003 wurden insgesamt 139 Journalisten im Irak getötet. Davon waren fast 120 Iraker. B.S.