Essen für alle

NACHGEHAKT Indiens Parlament billigt Sonia Gandhis Programm zum Recht auf Nahrung für Arme

BERLIN/DELHI taz/dpa | Das Programm zur Belieferung von Indiens Armen mit verbilligten Lebensmitteln ist diese Woche endgültig vom indischen Parlament verabschiedet worden. Angesichts der im Frühjahr anstehenden Wahlen gab es am Ende bei der entscheidenden Abstimmung im Unterhaus am Montag kaum Gegenstimmen. 820 Millionen Menschen, zwei Drittel der indischen Bevölkerung, haben damit zukünftig das Recht auf monatlich 5 Kilogramm Getreide zu Cent-Preisen: Reis für umgerechnet 4 Cent pro Kilogramm, Weizen für 3 Cent und andere Getreidesorten für 1 Cent. Schwangere und stillende Frauen sowie Schulkinder bekommen kostenlose Mahlzeiten.

Es sei „ein historischer Schritt, um Hunger zu beseitigen“, sagte die Chefin der regierenden Kongresspartei, Sonia Gandhi. „Die große Botschaft, die in das Land und in den Rest der Welt ausgesandt wird, ist klar und konkret: Indien übernimmt die Verantwortung für die Nahrungssicherheit all seiner Bürger.“ Die taz hatte vor einer Woche ihre Rede zum Start des Programms in drei Bundesstaaten in Auszügen dokumentiert.

Die Regierung hatte das Ernährungsprogramm im Wahlkampf 2009 versprochen und nun im Juli eine entsprechende Verordnung verabschiedet. Diese wäre zum 1. September ausgelaufen, wenn das Parlament daraus nicht ein Gesetz gemacht hätte. Nach Angaben der Weltbank leben ein Drittel der weltweit Armen in Indien, etwa die Hälfte der Kinder ist unterernährt und zu klein.

Kritiker bemängeln, dass es für die Umsetzung nicht ausreichend Lebensmittelvorräte gebe und Indien derzeit nicht das Geld habe, um das 16 Milliarden Euro teure Mammutprojekt zu schultern. Es gibt auch verbreitete Befürchtungen, das Programm sei wegen Korruption kaum umsetzbar und die Hilfe komme nicht bei den Bedürftigsten an.