DIE ZERLEGTE ZAHL
: 2,1 Billionen Euro

So viel soll die energetische Sanierung der Wohnhäuser in Deutschland kosten

Diese Zahl schreckt auf: Bis zu 2,1 Billionen Euro soll die Sanierung unserer Wohnhäuser inflationsbereinigt kosten, wenn Deutschland sein Klimaziel – 80 Prozent weniger Energieverbrauch bis 2050 – erreichen will und dabei Energiespartechnologien vorschreibt. Das hat der Darmstädter Immobilienwissenschaftler Andreas Pfnür errechnet – im Auftrag des Instituts für Wärme- und Öltechnik, das die Mineralölwirtschaft repräsentiert.

Allerdings müssten die Gebäude ohnehin saniert werden, räumt Pfnür in einem Interview ein. Aber eine Billion müsse für die energetische Erneuerung ausgegeben werden. Die Durchschnittsmiete würde dadurch um 140 Euro steigen, die Einsparung durch geringere Heizkosten sei einberechnet.

Die Deutsche Energieagentur (Dena) weist das zurück. Pfnür setze die Kosten der energetischen Sanierung viel zu hoch an, hieß es. So könne ein Einfamilienhaus energetisch für 73.000 Euro top saniert werden, Pfnür veranschlage dafür aber 140.000 Euro. Erfahrungen der Dena zeigten zudem, dass „die Sanierung vielfach warmmietenneutral durchgeführt werden“ könne.

Das lässt der Deutsche Mieterbund so nicht stehen. Die sanierungsbedingte Mieterhöhung sei drei- bis viermal höher, als der Mieter durch geringere Heizkosten einsparen könne, hieß es – also nicht warmmietenneutral. Die Rechnung dazu: Rund 200 Euro pro Quadratmeter koste die energetische Sanierung. 11 Prozent davon, also 22 Euro pro Jahr oder 1,83 Euro pro Monat, könne der Vermieter dauerhaft auf die Miete schlagen. Im Durchschnitt zahle der Mieter einen Euro pro Quadratmeter fürs Heizen; spare er davon nach der Sanierung 50 Prozent, zahle er zwar 50 Cent weniger fürs Heizen, müsse aber zusätzlich 1,83 Euro für die Miete berappen – also 1,33 Euro mehr pro Monat und Quadratmeter. Für Mathefaule: Eine 80-Quadratmeter-Wohnung kostet bei dieser Rechnung 106,40 Euro mehr pro Monat. RICHARD ROTHER