Es lebe die Königin

ORAKEL Eine Deutung des TV-Duells zugunsten von Angela Merkel

BERLIN taz | So viel Spott muss man als Kanzlerkandidat erst mal ertragen. „Es hätte, hätte, Fahrradkette, Steinbrücks Abend werden können“, stichelte Horst Seehofer aus Bayern gen Berlin und brachte damit das TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem Herausforderer Peer Steinbrück auf den Punkt: Egal ob Syrienkonflikt, Gesundheitsreform oder Energiewende, alles spielte sich 60 Minuten lang nach dem gleichen Muster ab: Merkel lobte ihre Regierung, die „entschlossenen Reformen“, die „gute, gemeinsame Arbeit mit dem Koalitionspartner“, sah „vieles auf den Weg gebracht“ und sprach von „Herausforderungen“ und „angemessenen Reaktionen“. Peer Steinbrück griff an. Erst ruhig und sachlich, er tat alles, um die Kanzlerin zu dekonstruieren. Als er gegen den kanzlerischen Wohlfühlsprech nicht ankam, agierte er zusehends genervt.

Dann der Super-GAU.

Ausgerechnet auf seinem Kerngebiet, der Eurokrise, verlor er die Beherrschung. Und redete sich so lange über „Lügen der Regierung“ in Rage, bis ihm das Mikrofon abgedreht wurde.

In einer ARD-Blitzumfrage sahen 44 Prozent Merkel als Siegerin, nur 39 Prozent votierten für Steinbrück. Noch verheerender fiel das Votum der bisher unentschlossenen Wähler aus, bei denen Merkel mit 34 zu 24 Prozent vorn lag, der Rest der Befragten mochte keine Entscheidung treffen.

Selbst SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles wirkte überfordert, ihren Kanzlerkandidaten zum Sieger zu erklären: „Ich möchte auch ganz klar sagen, dass ich Peer Steinbrück als klaren Sieger gesehen habe“, sagte sie nach dem Duell. Ihr CDU-Pendant Hermann Gröhe spottete, er wünsche Steinbrück weiter viel Erfolg als Vortragsreisender. INGO ARZT