„Wir freuen uns über jede“

GESCHICHTE 1.000 Hamburger Persönlichkeiten finden sich ab heute in einem Internet-Lexikon

■ 55, Betriebswirt, belebte 2003 die „Gesellschaft Harmonie von 1789“ wieder und ist in diversen Stiftungen engagiert.

taz: Herr Sillem, wofür braucht man ein Internet-Lexikon berühmter Hamburger? Steht das nicht alles schon irgendwo?

Martin Sillem: Manches steht sicher schon irgendwo. Und letztlich ist unser Lexikon ja ein Zufallsprodukt.

Inwiefern?

Auslöser waren 80 Leichenreden über Politiker, die ein Bekannter von mir aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt hat. Sie zu drucken war teuer, also haben wir sie auf eine Website gestellt. Als sie stand, dachte ich, wir sollten mehr Persönlichkeiten aufnehmen – aus Kultur und Wissenschaft etwa.

Wir haben Sie recherchiert?

Die Schirmherrschaft haben die „Gesellschaft Harmonie von 1789“ und das Museum für Hamburgische Geschichte übernommen. Für die verschiedenen Bereiche haben wir Institute um Hilfe gebeten. Die Handelskammer hat Menschen aus der Wirtschaft herausgesucht, das Museum Künstler.

Wie viele Persönlichkeiten listet die Website?

1.000, aber viele müssen noch bearbeitet werden. Neben Fotos und Podcasts sollen ja fundierte Biografien dazu kommen.

Präsentieren Sie auch Sozialreformer?

Da gibt es sicher interessante Menschen, die wir noch nicht berücksichtigt haben. Auch im „Dritten Reich“ gab es sicher so manchen Unbekannteren, der Interessantes getan hat.

Und wie halten Sie es mit den bekannten Nazis?

Bisher haben wir da keine Berührung. Aber wenn der Fall auftritt, werden wir genau überlegen. Die Diskussion darüber hat noch nicht begonnen.

Sie stammen selbst aus einer bekannten Hamburger Familie.

Ja, meine Familie ist seit mehreren Generationen hier ansässig und hat zwei Bürgermeister sowie einige Senatoren gestellt.

Kommen die in Ihrem Lexikon vor?

Dort finden sich zwei oder drei.

Führen Sie auch Frauen auf?

Eine ganze Reihe, aber auch da freuen wir uns über jede, die dazu kommt. Aber da es sich um historische Persönlichkeiten handelt, sind es meist Männer. Politikerinnen gibt es ja erst seit dem 19. Jahrhundert.

Nofretete lebte vor über 3.000 Jahren.

Stimmt, die alten Ägypter waren da schon weiter.  INTERVIEW: PS

www.hamburger-persoenlichkeiten. de wird heute freigeschaltet