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: Im Nebenjob Außenminister

In Bonn hatte einmal die Diplomatenkarriere des Jan Eliasson begonnen. An der dortigen schwedischen Botschaft war er von 1968 bis 1970 Botschaftssekretär. Gestern ernannte Regierungschef Göran Persson ihn zu Schwedens neuem Außenminister. Es ist der bisherige Höhepunkt einer sozialdemokratischen Musterkarriere: Der Arbeitersohn Eliasson, mit allen diplomatischen Wassern gewaschen, erst im Herbst zum Präsidenten der UN-Generalversammlung ernannt, wird nun auch noch Kabinettsmitglied. Ein Regierungsposten als Nebenamt, kritisiert deshalb die Opposition diese Ämterhäufung.

Nach einem wirtschaftswissenschaftlichen Studium schlug Eliasson 1965 die Diplomatenlaufbahn ein. Nach Bonn wurde er in den frühen 70ern an die Botschaft in Washington entsandt. Damals waren die Beziehungen zwischen Schweden und den USA gerade tiefgefroren, weil ein gewisser Olof Palme nicht nur in der ersten Reihe von Anti-Vietnamkriegs-Demos mitmarschierte, sondern auch die Bombardierung Hanois mit Nazi-Kriegsverbrechen verglich. Durch Rapporte des Jungdiplomaten über die Stimmung in Washington lernte Ministerpräsident Palme Eliasson persönlich kennen – und offenbar schätzen. Als Palme 1980 den UN-Auftrag für eine Vermittlung im Irak-Iran-Konflikt erhielt, machte er Eliasson zu seinem engsten Berater.

Für Eliasson, den MitarbeiterInnen als diplomatische Naturbegabung nicht genug loben können, während Konkurrenten seine spitzen Ellenbogen fürchten, begann nun eine steile Karriere. 1988 schwedischer UN-Botschafter, 1992 UN-Untergeneralsekretär für humanitäre Hilfe, ab 2000 Schwedens Botschafter in Washington. Seine Frau, Kerstin, Staatssekretärin im Bildungsministerium, wird er mit dem Amt in Stockholm nun wieder häufiger sehen können, ebenso wie seine drei Kinder. Der 65-jährige Eliasson werde Schweden wieder eine Stimme in der Welt geben, vermuteten erste Medienkommentare nach seiner Ernennung. Die war nämlich unter seiner in der vergangenen Woche zurückgetretenen Vorgängerin, Laila Freivalds, kaum zu vernehmen gewesen. „Ich rechne damit, dass unter ihm Schweden einen hervorragenden Platz nicht zuletzt in Fragen der internationalen Konfliktlösung einnehmen wird“, formulierte auch Regierungschef Persson solche Erwartungen. Wie lange die politische Laufbahn des Karrierediplomaten andauern wird, entscheiden die SchwedInnen selbst. Im September sind bereits Parlamentswahlen. Werden die Sozialdemokraten die gewinnen, bleibt Eliasson im Amt. Er sei keine Übergangslösung, hat Persson bereits wissen lassen.

REINHARD WOLFF