Ab nach Mykonos

BAYERN SPD-Herausforderer Ude greift Ministerpräsident Seehofer beim TV-Duell immer wieder an. Wirklich punkten kann er nicht

VON MARLENE HALSER

Für Christian Ude, den Herausforderer von der SPD bei der bayerischen Landtagswahl, war das TV-Duell gegen Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) die letzte Chance. Genutzt hat er sie, so gut er konnte. Für einen Wahlsieg am 15. September reicht es trotzdem nicht.

Die Fans der beiden Lager nahmen vorweg, wie das Duell zwischen den beiden Kandidaten laufen würde. Zu beiden Seiten der Zufahrtsstraße zum Sendestudio hatten sie sich postiert. Rechts die Anhänger Seehofers in Weiß-Blau, links die Ude-Fans in Rot. Während die einen brav „Christian Ude“ skandierten, brüllten die anderen vergnügt „Ab nach Mykonos“. Der 65-jährige Münchner Oberbürgermeister darf aus Altersgründen nicht mehr für dieses Amt kandidieren. Auf der griechischen Insel hat er ein Ferienhaus.

Seit Monaten liegt die bayerische SPD in den Umfragen abgeschlagen zurück. Just am Tag vor dem TV-Duell, das nach Angaben des Senders am Mittwochabend 730.000 Zuschauer verfolgten, verbreitete der Fernsehsender Sat.1, dass die CSU auf eine absolute Mehrheit hoffen kann. Laut den Daten des Instituts GMS Dr. Jung liegen die Christsozialen mit 47 Prozent klar vorn, es folgen mit großem Abstand SPD (18), Grüne (13), Freie Wähler (8) und die FDP (5).

Angesichts dieser Zahlen hatte Herausforderer Ude bei dem einzigen direkten Aufeinandertreffen mit Seehofer kaum etwas zu verlieren, jedoch eine Menge zu gewinnen. Das Problem war nur: Die grobe, verbale Attacke ist nicht Udes Stil.

Zwar bezeichnete er Seehofers Forderung nach einer Belastung nur für ausländische Autofahrer als „Hirngespinst“. „Es ist ein Thema, das deutlich macht, wie mit haltlosen Versprechen die Öffentlichkeit irregeführt wird“, sagte Ude. Seehofer erwiderte aber mit einer gewissen Lässigkeit, dass einer Umfrage zufolge selbst 80 Prozent der SPD-Wähler eine solche Maut begrüßen würden und blieb bei seiner These: „Wir werden gemeinsam mit der Kanzlerin eine Lösung finden.“ Wie man etwas durchsetze in Berlin oder Brüssel, darin habe er reichlich Erfahrung.

Immer wieder griff Ude die Politik der CSU an, sprach vom „G-8-Murks“, kritisierte den Mangel an Ganztagsbetreuungsangeboten an bayerischen Schulen, das lange Zögern der CSU beim Kita-Ausbau, die Einführung des Betreuungsgeldes und Seehofers neuesten Plan bei der Energiewende, den Mindestabstand für Windräder zu verdoppeln.

Seehofer indes beschwor, wie so oft, Bayerns Spitzenposition im Bundesländervergleich. Wie stets hatte Ude auch diesmal wieder mit einem sehr bayernspezifischen Problem zu kämpfen: Die wirtschaftliche Lage Bayerns ist ausgesprochen gut, wenn auch mit regionalen Unterschieden, die Arbeitslosigkeit aber dennoch generell gering. Die Kritik der Opposition liegt also meist nur im Detail. Immer wieder musste Ude Seehofers Politik sogar loben – und tat es auch.

Nur bei der Verwandtenaffäre im Bayerischen Landtag, die vor allem Abgeordnete der CSU betroffen hatte, konnte Ude wirklich punkten. Der Münchner Oberbürgermeister gilt als integer und hat seine Karriere als Kommunalpolitiker bislang gänzlich ohne Skandal bestritten. Als Ministerpräsident werde er einen Rat einführen, der klare Regeln aufstellen würde: „Was ist angemessen, was ist vertretbar“, sagte Ude.

Seehofer indes nahm Udes Wahlkampagne aufs Korn. „Ich habe Wort gehalten“, sagte er immer wieder und spielte damit auf ein Plakat an, das Ude mit den Buchstaben „Wort“ in Händen zeigt. „Ja, halten Sie auch mal das Wort“ antwortete Ude verzweifelt. Gröbere Attacken, wie sie gegen Seehofer nötig wären, beherrscht Ude einfach nicht.