wohnungsprivatisierung
: Schaden für die lokale Wirtschaft

Dass es zu wenig billigen Wohnraum gibt, ist nicht nur in den Großstädten im Rheinland längst allgemein bekannt. Es ist das Verdienst der Architektenkammer von Nordrhein-Westfalen, einmal mehr auf dieses Problem aufmerksam gemacht zu haben, das gerade für Geringverdiener existenziell ist. Die staatliche Untätigkeit der letzten Jahre hat an dieser Lage nichts geändert, also fordern die Architekten zu Recht, dass die öffentliche Hand billigen Wohnraum bereitstellen muss. Kommunale Wohnungsgesellschaften können das übernehmen. Deren Wohnungen zu privatisieren, wie es neulich die Stadt Dresden gemacht hat, ist insofern ein Schritt in die falsche Richtung.

KOMMENTAR VON DIRK ECKERT

Die Architektenvertretung macht ihr Plädoyer für den sozialen Wohnungsbau freilich nicht ganz uneigennützig. Ihrer Erfahrung nach vergeben kommunale Wohnungsunternehmen 90 bis 95 Prozent ihrer Aufträge vor Ort und in der Region. Also auch an Architekten der NRW-Kammer. Ein US-Investor wird zwar kaum eine Baufirma aus Übersee mitbringen, die hier Wände tapeziert und Isolierfenster einsetzt. Aber er dürfte eher einen hiesigen großen Generalunternehmer beauftragen, der alles weitere regelt. Und der muss nicht aus Nordrhein-Westfalen kommen.

Merkwürdigerweise scheinen sich die Vertreter der lokalen und regionalen Wirtschaft in der Debatte um Wohnungsprivatisierungen trotzdem eher zurückzuhalten. Obwohl es doch auch um ihre Aufträge geht. Überhaupt läuft vieles, was derzeit in den Städten und Gemeinden an Investorenmodellen diskutiert wird, die die Haushalte entlasten sollen, auf eine Bevorzugung von Großunternehmen hinaus. Schulsanierung durch private Investoren zum Beispiel. Hier sind es die Großen der Baubranche wie Hochtief, die unter dem Label „Public Private Partnership“ die Schulen für Jahrzehnte übernehmen und so in die lokale Wirtschaft einbrechen. Das Nachsehen haben kleine Baufirmen aus der Region.