Nullnummern im Norden

Holstein Kiel, VfB Lübeck oder St. Pauli – welcher Club aus dem Norden hat Chancen, aus der Fußball-Regionalliga in die 2. Bundesliga aufzusteigen? Die ernüchternde Antwort lautet vermutlich: Der FC Carl-Zeiss Jena

Das große Schwächeln hat begonnen. Im beginnenden Endspurt der Regionalliga-Nord haben am Dienstag weder Holstein Kiel noch der VFB Lübeck, noch der FC. St. Pauli einen für den Aufstieg dringend benötigten Sieg eingefahren. Neben Rot-Weiß Essen steht nun erstmals der FC Carl-Zeiss Jena auf einem Aufstiegsplatz.

Die Thüringer siegten im Spitzenspiel bei Holstein Kiel vor 6.000 Zuschauern verdient mit 2:1 (2:0) und tauschten dadurch mit den Kielern die Plätze. Nachdem Jena durch Sykora (30.) und Hähnge (42.) bereits vor der Pause vorgelegt hatte, gelang Thomas Piorunek (70.) nur noch der Anschlusstreffer. Zudem müssen die „Störche“ die nächsten Partien auf Abwehrspieler Jan Sandmann verzichten, der in der letzten Minute wegen groben Foulspiels vom Platz gestellt wurde. Kiel liegt nun drei Punkte hinter Jena auf Platz drei, hat aber noch eine Partie mehr zu absolvieren als der Konkurrent.

Zu Nullnummern entwickelten sich die Duelle der Verfolger: Lübecks Gastspiel beim Abstiegskandidaten Rot-Weiß Erfurt endete ebenso torlos wie St. Paulis Heimauftritt gegen den Wuppertaler SV. Ein Pfostenschuss von Neitzel war die einzige Ausbeute der Lübecker, die sich vom Dauerdruck der Erfurter kaum einmal befreien konnten. Die Elf von Stefan Böger liegt jetzt vier Punkte hinter Jena – ein Sieg am kommenden Samstag gegen die Defensivkünstler aus Oberhausen ist nun Pflicht.

Den Kickern des FC. St. Pauli nützte auch die durch den Platzverweis des Wuppertalers Lejan (29.) entstandene Überzahl nichts: Die Hamburger operierten zu oft mit langen, hohen Bällen gegen den harmlosen Gegner. Trotz zahlreicher guter Chancen von Mazingu, Scharping, Wojcik und Scharping scheiterten sie zudem immer wieder an ihrem eigenen Unvermögen – und an einem überragenden Wuppertaler Keeper. Schlussmann Christian Maly, der nach einem Nasenbeinbruch mit schwarzer Maske auflief, erinnerte nicht nur optisch an Zorro, sondern er bewegte sich auch ähnlich flink und brachte die Offensivabteilung der St. Paulianer mit zahlreichen Glanzparaden zur Verzweiflung. Am Ende des Spiels feierten sogar die St. Pauli-Fans den unbezwingbaren „Maskenmann“ – vielleicht haben sie einen würdigen Nachfolger für St. Paulis Keeper Achim Hollerieth gesehen, der angekündigt hat, den Club zu verlassen, wenn dieser den Aufstieg verpasst.

Siegt St. Pauli auch am Samstag gegen Schlusslicht Chemnitz nicht, kann sich der Club vollends auf den Pokalhit gegen Bayern München am 12. April konzentrieren. Fans, die keine Eintrittskarte ergattern konnten, werden das Spiel auf einer 40 qm großen Leinwand am Hamburger Fischmarkt verfolgen können. Sechs Tage später wird dann die ausgefallene Partie gegen die Amateure von Herta BSC nachgeholt. fog/mac