Vogt wird Oppositionsführerin

Wahlverliererin neue SPD-Fraktionschefin in Baden-Württembergs Landtag. Viele Gegenstimmen. DGB-Funktionäre wollten Vogt verhindern: „Tandem wäre besser“

STUTTGART dpa/taz ■ Drei Tage nach ihrer Niederlage als SPD-Spitzenkandidatin ist Ute Vogt zur neuen Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg gewählt worden. Die 41-Jährige löst den 60 Jahre alten bisherigen Fraktionschef Wolfgang Drexler ab, der auf eine erneute Kandidatur verzichtete. Für Vogt votierten nur 24 der 38 SPD-Abgeordneten, obwohl sie ohne Gegenkandidaten antrat. Gegen Vogt stimmten 11 Abgeordnete, 3 enthielten sich.

Vor der Abstimmung hatten Gewerkschaftsfunktionäre gegen Vogt plädiert. Wie die Stuttgarter Nachrichten berichteten, sprachen sich sechs der acht DGB-Bezirksleiter in Baden-Württemberg dagegen aus, dass Vogt neben der Landespartei auch die Fraktion führt. Lieber sollte Drexler im Amt bleiben.

DGB-Landeschef Rainer Bliesener hatte bei den Chefs der Mitgliedsgewerkschaften ein Votum eingeholt. Sie besitzen alle das SPD-Parteibuch. „Zwei der acht habe ich nicht erreicht“, sagte Bliesener und betonte: „Ein zeitlich befristetes Tandem wäre besser gewesen.“ Drexler sei allgemein als Fraktionschef anerkannt, deshalb sollte er nach Auffassung des DGB die Aufgabe weitere zwei oder drei Jahre wahrnehmen. Bis dahin sei die Partei inhaltlich wieder gefestigt und in der Fraktion ein Nachfolger aufgebaut. Bliesener: „Das kann dann auch Ute Vogt sein.“ Nach dem 25-Prozent-Ergebnis der SPD sei es schon „mutig“ von Vogt, nun auch nach dem Fraktionsvorsitz zu greifen.

Das Präsidium der Landespartei hatte sich nach langer Diskussion für sie als Vorsitzende der geschrumpften Fraktion ausgesprochen. Auch der SPD-Bundesvorsitzende Matthias Platzeck unterstützte Vogt ausdrücklich. Dagegen hatten nicht namentlich genannte Landtagsabgeordnete in verschiedenen Medien die landespolitische Kompetenz Vogts infrage gestellt.

Die SPD erreichte am Sonntag mit 25,2 Prozent eines ihrer schlechtesten Ergebnisse in Baden-Württemberg – 8 Prozentpunkte weniger als bei Vogts erster Kandidatur 2001.

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