Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Morgen wird im Mehringhof über etwas geredet, was es staatsoffiziell gar nicht geben konnte – die „Unterschicht“ in der DDR. Sven Korzilius berichtet über die damaligen Maßnahmen gegen „Asoziale“ und „Arbeitsscheue“ – etwa Internierung in Arbeitslager – und zeigt auf, in welcher unseligen Tradition die standen. Zeitgleich stellt im Neuköllner Tristeza die Projektgruppe Nationalismuskritik die Frage nach dem Nationalismus im Fußball und in der Popkultur. Im Rahmen der Reihe „Von Lichterketten und anderen Aufständen“ wird unter dem Titel „Irrsinn der Normalität“ nach der Natürlichkeit des Nationalgefühls geforscht und über die Intentionen der Nationalisten gesprochen. Da zurzeit auch Bündnisgrüne oder die Popnudel Nena wieder mal den Patriotismus für sich entdecken, ist es leider ein immer aktuelles Thema. Übermorgen wird in der Tante Horst über „Homosexualität und Homophobie in der Neonaziszene“ gesprochen, es sollen „die Bedeutung des homophoben Diskurses beleuchtet und mögliche Ursachen und Ursprünge problematisiert werden“, wie es im Ankündungstext etwas umständlich heißt. Wie wir wissen, passt Homosexualität nicht ins völkische Selbstbild, und obschon gerade in Männerbünden unterdrückte Homosexualität permanent hineinwirkt, ist sie geächtet. Der Verein für Demokratische Kultur klärt auf. Am Sonntag dann geht es hinaus ins Grüne, am Nachmittag treffen sich AntifaschistInnen aller Couleur am Hauptbahnhof, um nach Zossen zu reisen. Dort nämlich hat sich, nachdem das dortige „Haus der Demokratie“ angezündet wurde, eine militante Neonaziszene etabliert, die versucht, den Verein „Zossen zeigt Gesicht“ zu terrorisieren. Der aber wehrt sich tapfer und organisiert am Sonntag ein antifaschistisches Fest. Da mit Übergriffen der Rechten zu rechnen ist, ist Präsenz gefragt (14 Uhr).

■ DDR-Unterschicht: Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Di, 19.30 Uhr

■ Nationalismuskritik: Tristeza, Pannierstr. 5, Di, 19.30 Uhr

■ Homophobie: Tante Horst, Oranienstr. 45, Mi, 19 Uhr

■ Fahrt nach Zossen: Hauptbahnhof, So, 14 Uhr