Paderborn will ein Stadion bauen

Die Stadt Paderborn will die Zukunft des Zweitligisten Paderborn 07 sichern und verabschiedet ein umstrittenes Konzept zum Stadionbau. Anwohner hatten gegen den alten Antrag geklagt. Ob sie dem neuen zustimmen ist unsicher

PADERBORN taz ■ Sportlich gesehen befindet sich Fußballzweitligist SC Paderborn jenseits von gut und böse. Wenn heute Abend der vermutliche Aufsteiger VfL Bochum ins ausverkaufte Hermann-Löns-Stadion kommen wird, geht es für den letztjährigen Aufsteiger nur noch darum, einen „Großen“ zu ärgern. Die Zukunft der Paderborner liegt in der zweiten Bundesliga – oder doch nicht? Gestern stellte der Rat der Stadt in einer Sitzung (Ende nach Redaktionsschluss) die Weichen für den bezahlten Fußball. Der seit Oktober wegen Anwohnerklagen ruhende Bau der neuen „Paragon-Arena“ soll nun mit einer Übergangslösung realisiert werden. Bürgermeister Heinz Paus (CDU) hatte sich vehement dafür eingesetzt. Der Stadionneubau ist Grundvoraussetzung für die Erteilung der Profilizenz. Der SC Paderborn spielt derzeit mit einer Ausnahmegenehmigung.

Das neue Modell wurde mit den Stimmen von CDU und FDP verabschiedet. Die Stimmen der Liberalen sind dabei nur schmückendes Beiwerk. Die Christdemokraten besitzen die absolute Mehrheit im Paderborner Rat. SPD und Grünen lehnten den Vorschlag ab, obwohl sie einem Stadionbau positiv gegenüber standen. „Wir haben das alte Konzept mitgetragen, die zusätzlich entstandenen Kosten können wir nicht akzeptieren“, sagte der Kreisgeschäftsführer der Grünen, Horst-Schulze Stieler zur taz.

Ursprünglich wurden für den Bau der 15.000 Zuschauer fassenden Arena knapp neun Millionen Euro veranschlagt, mittlerweile sind 20 Millionen Euro im Gespräch. Die Kostenexplosion ist eine Folge der Zusatzmaßnahmen zu erklären, die in Folge der zu befürchtenden Lärm- und Verkehrsbelastungen entstanden sind. Lärmschutzwände und zusätzliche Parkhäuser würden die Stadtkasse mit insgesamt 14,4 Millionen belasten.

Das neue Konzept sprenge jeden Rahmen, sagte die Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion Eva Kremliczek in der Ratssitzung. „Für die geplanten Maßnahmen gibt es noch lange keine Rechtssicherheit“, so Kremliczek. Die liege erst vor, wenn die Kläger ihre Klagen zurückgenommen haben oder wenn ein rechtsgültiger Bebauungsplan die sichere Grundlage geschaffen habe.

Zwei Gruppen von Klägern haben sich gegen den alten Bebauungsplan gewandt. Ein Teil wird von dem ehemaligen Paderborner Landrat Rudolf Wansleben vertreten. „Meinen Mandanten geht es nicht ums Geld“, so Wansleben zur taz, die Bewohner seien viel mehr daran interessiert, einen angemessenen Ersatz für ihre bisherigen Häuser und Grundstücke zu bekommen. Die Kläger wohnen zwischen der anliegenden Bundesstraße 1 und dem Stadiongelände. „Meine Mandanten wohnen teilweise seit 20, 30 Jahren dort. Obwohl sie auch selbständig nach neuen Wohnungen suchen, hoffen wir auf ein Entgegenkommen der Stadt“, sagte Wansleben. Dann sei eine einvernehmliche Lösung auch machbar.

Wenn nicht Paderborns Präsident Wilfried Finke dazwischen kommt. Der Unternehmer hatte sich den Klägern gegenüber in der Vergangenheit nicht unbedingt diplomatisch verhalten: „Die Leute schinden nur Zeit.“ Das auf den Rücken tausender Fußballfans auszutragen, sei „reinste Schikane“. Die Worte zeigten unbeabsichtigte Wirkung: In Flugblättern wurde von Unbekannten zur Gewalt gegen die Anwohner aufgerufen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Und sollte doch alles schief gehen: Laut Paderborn-Geschäftsführer Matthias Hornberger suche der Verein auch nach einem Ausweichstandort im Umkreis.

HOLGER PAULER