berliner szenen Kickern der Kulturen

Maltesische Kondition

Es gab ein paar wenige Regeln. Dazu gehörte, dass zwei gegen zwei gespielt wurde, dass es keine festen Teams gab und dass ein Spiel vier Minuten dauerte. Wir spielten jeder gegen jeden, aber auch jeder mit jedem. Und wir spielten auf Zeit, nicht auf Tore, obwohl wir die natürlich auch zu treffen versuchten. Wir waren zu sechst, fühlten uns nicht viel älter, und wir trugen die Trikots unserer Lieblingsmannschaften.

Im Eröffnungsmatch spielte die argentinische Abwehr mit Mittelfeld und Sturm von Union zusammen. Sie spielten gegen einen maltesischen Angriff, hinten abgesichert durch das mailändische Bollwerk von Inter. Zur Überraschung aller gewann Mailand-Malta knapp.

Dann wurde gewechselt. Und geraucht. Und Bier getrunken. Ab und zu fiel Asche auf das Spielfeld. Aus der Tiefe des Raums kamen Schlachtenbummler vorbeigeschlendert. Sie blieben hinter dem Tor oder auf Höhe der Eckfahne stehen und gaben fachkundige Kommentare ab. „Auge und Handgelenk müssen eine Einheit bilden“, „Die Bande ist der zwölfte Mann“, oder, wenn der Ball unerreichbar auf dem Spielfeld lag: „Das sind ja katastrophale Platzverhältnisse.“ Und dann gingen sie wieder.

Nach vier Partien bekam der Mailänder Sturm Probleme mit dem Handgelenk und setzte vorsichtshalber zwei Partien aus. Kurz darauf erwischte es auch die argentinische Abwehr: Rückenschmerzen. Malta hingegen rauchte eine Zigarette nach der anderen und zeigte konditionell keine Schwächen. Nach dem letzten Spiel tranken wir noch ein gemeinsames Bier, und dann zerstreuten wir uns glücklich und zufrieden in alle sechs Himmelsrichtungen: nach Köpenick und Malta, nach Mailand und München, nach Argentinien und Frankfurt. DANIEL KLAUS