„Politikmüde Politik“

DISKUSSION Die Schüler des Schulzentrums Neustadt sollen mit Politikern ins Gespräch kommen

■ 61, Direktor des Schulzentrums Neustadt.

taz: Herr Grams, interessieren sich Ihre Schüler für Politik?

Wolfram Grams: Auf jeden Fall. Ich halte die ganze Diskussion über die Politikmüdigkeit für falsch. Nicht die heutige Jugend ist unpolitisch, sondern die Politik selbst ist es derzeit, zum Beispiel im Wahlkampf.

Sie veranstalten heute eine Podiumsdiskussion mit Vertretern der Parteien. Finden Schüler das nicht eher langweilig?

Es ist keine Veranstaltung der Schule. Die Schüler haben die Veranstaltung selbst organisiert. Sie haben die Parteien eingeladen und sich Fragen für die Politiker überlegt. Meine einzige Bedingung war, keine Faschisten einzuladen. Das traf auf Zustimmung.

Werden nur wahlberechtigte Schüler teilnehmen?

Die Veranstaltung ist nicht nur für Volljährige. Es kommen vor allem die Schüler des beruflichen Gymnasiums und Studierende der Fachschule für Sozialpädagogik. Wenn ich richtig informiert bin, kommen außerdem Zuhörer mit geistiger Behinderung.

Für welche Themen interessieren sich Ihre Schüler?

Unsere Schüler sind in der Regel nicht so betucht. Armut und soziale Benachteiligung sind Themen, die bei uns eine große Rolle spielen. Zudem interessieren sich unsere Schüler für Bildungsfragen.

Wie hat sich das politische Interesse der Jugend gewandelt?

Meine Generation hatte früher weitreichende Traumvorstellungen, wir wollten die Welt verändern. Heute besteht kein derartiges globales Interesse mehr. Die Dinge, die das eigene Leben betreffen, sind für junge Menschen in den Vordergrund gerückt. INTERVIEW: JURIK ISER

Schulzentrum Neustadt, Delmestraße, 10 Uhr