Gemeinsam verhaftet sich’s besser

Bei der Fußball-WM helfen über 500 ausländische Polizisten den deutschen Kollegen beim Kampf gegen die Hooligans

BERLIN taz ■ Mehr als 500 Polizeibeamte aus den Teilnehmerstaaten werden während der Fußball-WM in Deutschland im Einsatz sein. Damit wolle man vor allem das Hooligan-Problem in den Griff bekommen, sagte Innenstaatssekretär August Hanning gestern zum Abschluss der WM-Sicherheitskonferenz in Berlin.

Das seien die momentanen Zahlen, die sich bis zur WM noch ändern könnten, erklärte ein Sprecher des Ministeriums. Es könnten also noch mehr ausländische Polizisten in Deutschland agieren. Nach derzeitigem Stand werden etwa 230 Beamte direkt in der Zentralen Informationsstelle für Sporteinsätze in Düsseldorf sitzen. Die Verbindungsbeamten sorgen dafür, dass Informationen über die Einreise von Hooligans, aber auch Hinweise über mögliche Terroranschläge von den einzelnen Ländern direkt an die deutschen Behörden weitergeleitet werden.

Weitere 300 Polizisten begleiten ausländische Fangruppen. Beamte aus den EU-Mitgliedsstaaten dürfen Hooligans aus ihren jeweiligen Heimatländern festnehmen und – im äußersten Fall – sogar ihre Schusswaffen gebrauchen. „Das ist nach deutschem Polizeigesetz möglich“, sagte Hanning. Und das, obwohl auf deutschem Boden sonst nur deutsche Polizisten vollziehende Gewalt ausüben dürfen.

Hanning hat kein Problem damit, dass etwa britische Polizisten britische Hooligans in einer deutschen Stadt verhaften. Schließlich träten die ausländischen Beamten immer im Verbund mit Bundespolizisten auf, sagte der Innenstaatssekretär.

Die größte Gefahr durch Hooligans drohe weniger den Stadien, sondern vielmehr den 300 Plätzen und Hallen, wo Fans die Spiele auf Großbildleinwänden verfolgten, sagte Hanning. Deshalb werden solche Orte per Video überwacht. Außerdem soll es Eingangsschleusen mit Taschen- und Personenkontrollen geben. Allerdings betreffe das nur die Veranstaltungen in den größeren Städten, räumte Hanning ein. Man könne nicht in jeder Kleinstadt kontrollieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass Hooligans öffentliche Fußballübertragungen in Provinzstädten stören, ist ohnehin nicht so hoch wie an den Spielorten.

Neben den bekannten Hooligans aus Großbritannien und den Niederlanden fürchten die deutschen Behörden vor allem 30.000 Krawallmacher aus den osteuropäischen Ländern. Das besondere Augenmerk gilt polnischen Hooligans. Mit denen haben die deutschen Sicherheitskräfte noch nicht die Erfahrung, die sie mit den niederländischen und britischen Gewalttätern haben: Vor kurzem konnte die Polizei eine Massenschlägerei von deutschen und polnischen Hooligans in Brandenburg nicht verhindern. „Ich räume ein, dass wir überrascht worden sind“, sagte Hanning. Aber ansonsten sei er mit der Zusammenarbeit mit den polnischen Behörden zufrieden. MAURITIUS MUCH