Wasser steigt langsamer als erwartet

Doch nach dem Überschreiten des Sieben-Meter-Pegels wurde in Dresden die höchste Alarmstufe ausgerufen

Ungewissheit herrscht über mögliche Niederschläge im tschechischen Elbe-Einzugsgebiet

DRESDEN taz ■ Heute drohen auch der sächsischen Landeshauptstadt Evakuierungen und Brückensperrungen. Der Hochwasserscheitel wird in der Sächsischen Schweiz für das Wochenende erwartet.

Die Gäste des Festaktes zur 800-Jahr-Feier Dresdens in der Semperoper blickten gestern sorgenvoll auf die nahe Elbe. Nach dem Überschreiten des Sieben-Meter-Pegels musste auch in der sächsischen Landeshauptstadt die höchste Alarmstufe 4 ausgerufen werden. Das Wasser steigt jedoch langsamer als erwartet, so dass die Sperrung des „Blauen Wunders“, der bekannten Stahlbrücke, und die Evakuierung der ersten Stadtteile aufgeschoben werden konnten. Für heute wird aber mit Stromabschaltungen in elbnahen Gebieten gerechnet. Nach wie vor wird in Dresden mit einem Scheitel von etwa 7,50 Metern gerechnet, der zweithöchste nach dem Hochwasser von 2002.

Die barocke Innenstadt ist mit Sandsäcken gesichert worden. Zahlreiche Touristen drängen sich an dem auf majestätische Breite angeschwollenen Strom. Bad Schandau und andere Ortschaften der Sächsischen Schweiz wirken inzwischen geisterhaft und verlassen. Etwa 2.000 Einwohner haben größtenteils bei Freunden und Bekannten Unterkunft gefunden. In der Nähe von Pirna drohen unwilligen Bewohnern Zwangsevakuierungen. Im Elbsandsteingebirge wird für das Wochenende mit den höchsten Pegeln gerechnet.

Viel Ungewissheit herrscht ob der erwarteten Niederschläge im tschechischen Einzugsgebiet von Moldau und Oberelbe. Sie könnten die Lage kurzfristig verschärfen. Umweltminister Stanislaw Tillich (CDU) betonte wiederholt, dass die Lage mit der Katastrophe von 2002 nicht vergleichbar sei.

An den elbabwärts gelegenen Städten ist bereits Katastrophen-Voralarm ausgelöst worden. Bei Magdeburg wurde gestern das Pretziener Wehr gezogen – ein Routinevorgang, mit dem etwa ein Drittel des Elbwassers um Magdeburg herumgeleitet werden kann. Auch im Thüringer Wald ist am Oberlauf der Werra und ihres Zuflusses Nahe Katastrophenalarm ausgelöst worden. Hier lag ähnlich viel Schnee wie im Harz oder dem Erzgebirge, der nun als Schmelzwasser die Ufer überschreitet. MICHAEL BARTSCH