Hauptschule ohne Wert

betr.: „Ohne Perspektiven bleiben Frust und Gewalt“, taz nrw vom 1.0.4.2006Aus persönlicher Erfahrung mit meinem inzwischen fast 18jährigen Sohn kann ich nur bestätigen, dass ein Hauptschulabschluss in unserem Land nur noch einen sehr geringen Wert hat. Jedenfalls hat ein Abschluss mit Qualifikation für den Besuch der gymnasialen Oberstufe im Raum Aachen nicht für eine Lehrstelle als Elektriker ausgereicht. Ebenfalls sehr bemerkenswert fand ich, dass der Direktor der Hauptschule es auf der Abschlussfeier als großen Erfolg für diese Schule verkaufen wollte, dass 25 Prozent der Absolventen eine Lehrstelle gefunden hatten. [...] Den jungen Menschen wird am Anfang ihres Lebens erzählt, dass das Abschlussjahr der Hauptschule das wichtigste Schuljahr ihres bisherigen Lebens sei, aber andererseits fällt mehr Unterricht aus als jemals zuvor und dazu werden die Klausuren immer anspruchsloser – das hat er selber gesagt – dann habe ich großes Verständnis für Frust und Verweigerungshaltung bei den Kids. MICHAEL KIEWIEG, Monschau

Eine Zeit lang war Ruhe, nachdem die wenig überzeugenden Ergebnisse an Gesamtschulen bekannt geworden waren. Nun kommen sie wieder aus ihren Löchern, die Verfechter der Einheitsschule für alle. Da nimmt ein Herr Prof. Pfeiffer die Vorfälle an der Rütli-Hauptschule in Berlin zum Anlass, die Auflösung aller Hauptschulen und ihre Eingliederung in Realschulen zu fordern. Was würde er damit erreichen? Die Teilmenge der Hauptschüler, die durch ihr asoziales, teilweise kriminelles Verhalten die Lehrer der Rütli-Schule in die Kapitulation getrieben hat [...] kann ihr Werk dann an den Realschulen fortsetzen. In einigen Monaten, spätestens in einigen Jahren, wird Herr Prof. Pfeiffer die Auflösung der Realschulen und ihre Eingliederung in Gymnasien fordern müssen. Da haben wir sie dann, die Einheitsschule für alle. Leider werden deren Zeugnisse nicht mehr viel wert sein. Entweder stellt die Wirtschaft dann überhaupt keine jungen Leute mehr ein oder sie veranstaltet eigene Aufnahmeprüfungen oder – die schlechteste aller Möglichkeiten – eingestellt wird nur noch aufgrund persönlicher Beziehungen. Ob der Herr Professor soweit gedacht hat? HANS-HERBERT ELEND, Neuss