diese woche wird wichtig für …
: Günter Struve

ARD-Programmdirektor GünterStruve setzt eine ganzeWoche lang auf ein einzigesSchwerpunktthema: Krebs

Eine gewichtige Operation steht in der ARD an. Die Operation „Krebs“. Alle Kräfte werden dafür mobilisiert: Die Gesamtheit der ARD-Anstalten beteiligt sich über ihre Radio- und Fernsehkanäle daran, der „Volkskrankheit Krebs“ zu Leibe zu rücken.

Bereits auf dem Pressetermin wurde nach vorn geschickt, wer in der ARD Gewicht hat – Maischberger, Christiansen, Plasberg . Ob in Wissenschafts- oder Kindersendungen, Reportagemagazinen oder Spielfilmen – eine Woche lang werden die Facetten der Erkrankung dargelegt. Um aufzuklären, Angst zu nehmen, Mut zu machen. Den Anstoß gab NDR-Intendant Jobst Plog, die Idee kommt von der britischen BBC, die bereits vor Jahren die Schwerpunktkultur für ihre Programme etabliert hat.

Mit dem Thema Krebs scheint die ARD auf der sicheren Seite. So makaber es in diesem Zusammenhang klingt, eine größere Zielgruppe kann sich ein Programmdirektor kaum wünschen: Eine Krebserkrankung kann jeden der über 80 Millionen in Deutschland lebenden Menschen treffen. Mit jedem Einzelnen der rund 400.000, die jährlich in Deutschland neu erkranken, sind etliche weitere Personen betroffen, Angehörige, Freunde.

Für den Auftakt also kein schlechter Zug, die Wahl eines Inhalts, gegen den aufgrund seiner Brisanz niemand etwas haben kann. Auch, wenn sich erst noch zeigen muss, ob die Zuschauer bereit sind, bis zu 10 Prozent der Sendezeit mit dem angstbesetzten Thema zu verbringen – es bleibt ein konsenzfähiges Thema. Ein Thema, das allenfalls die Krankenkassen fürchten müssten, wenn anzunehmen wäre, dass etwa die Frauen auf den Plan träten, um die Brustkrebsvorsorge als Kassenleistung einzufordern. – Was diese aber kaum tun werden.

So bleibt diese erste Schwerpunktwoche thematisch frei von politischem Konfliktpotenzial, wie es „Integration“ oder „Tierhaltung“ mit sich bringen würden. Die BBC ist da mutiger. Sie traute sich, einen ganzen Monat lang Afrika zum Schwerpunkt zu erklären („Africa lives on the BBC“) und berichtet über den Kontinent jenseits von Tod, Krieg und Zerstörung. Aber das kann ja noch kommen. Dass ein Programmdirektor sich keineswegs nur auf Erprobtes verlässt, hat Günter Struve mit seiner Entscheidung, eine Woche – ein Thema, bewiesen. SILKE BURMESTER